6. Woche: Ein denkwürdiger Sonntag

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Nach dem negativen Schwangerschaftstest letzten Monat, mache ich mir dieses Mal weniger Sorgen. Ich bin wieder überfällig aber dadurch, dass es beim letzten Mal halt auch viel zu spät war als normal, halte ich dieses Mal schön den Ball flach. Bloß keine Panik.

Mittlerweile sind mir all die Gedankengänge, die ich letzten Monat hatte, vor mir selbst peinlich. Was man sich alles einreden kann, ist schon verrückt. Ich hatte zum Beispiel wie eine Bekloppte Schwangerschaftsanzeichen gegoogelt, beschlossen dass ich alle gleichzeitig habe und bekannterweise hab ich mir alles nur eingebildet. Bei meinen Recherchen bin ich auch über Wahrscheinlichkeiten gestolpert. Wenn beide Partner völlig gesund sind und man an den fruchtbaren Tagen (von denen es auch nicht wirklich viele im Monat gibt) miteinander schläft, liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Treffer bei 25 Prozent. Das erscheint mir wenig. Da verhütet man Jahre lang doppelt und dreifach, weil wir in der Schule und von Mama gelernt haben, dass man schon schwanger wird, wenn man bloß mal einen falsch anguckt und dann kommt man an diese wissenschaftlich fundierten Zahlen. Na toll. Aber wir haben noch Zeit und wenn man ehrlich ist, fetzt Üben ja auch.

Nachdem ich mittlerweile satte 14 Tage „drüber“ bin und langsam ein schlechtes Gewissen bekomme, wenn ich beim Mädelsabend einen Bailyes kippe, kaufe ich mir doch wieder einen Schwangerschaftstest. Und sobald der in meiner Tasche liegt, bin ich schon wieder nervös. Eigentlich wollte ich ihn am Samstag machen, aber da war meine Schwiegermutter zu Besuch. Egal wie er ausgeht: Ich wäre hinterher unangemessen emotional. Das würde sie mitbekommen und das mag ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Also warte ich bis Sonntag.

Natürlich schlafe ich total beschissen. Ich gebe um sieben Uhr morgens auf und mache mit zittriger Hand den billigsten Test, den ich finden konnte. Das Ergebnis ist… Verdammt: Da sieht man überhaupt nichts! Der verfluchte Kontrollstreifen erscheint nicht mal. Test defekt. Und jetzt? In diesem Moment bin ich heilfroh, in einer Großstadt zu wohnen. Ich fahre zu dieser unchristlichen Uhrzeit an einem Sonntag zum DM am Ostbahnhof. Die haben geöffnet. Ich kaufe den nächsten Test (dieses Mal den teuren, wehe, wenn der auch nicht funktioniert!!!) und mache mich gleich wieder ans Werk, sobald ich das heimische Badezimmer erreicht habe. Die drei Minuten Wartezeit haben noch gar nicht angefangen als schon ein dickes, fettes Plus auf dem Streifen erscheint. Meine Beine bestehen jetzt nur noch aus Gummi. Positiv. Und zwar sowas von eindeutig. Ich vergleiche die Gebrauchsanleitung noch circa 53 Mal mit dem Ergebnisfenster, aber das lässt keinen Zweifel zu. Ich bin tatsächlich schwanger.

Mit einem unfassbaren Hochgefühl schwebe ich in die Küche und zaubere ein fettes Sonntagsfrühstück mit Obstsalat, frischen Laugenstangen, tausend Sorten Käse und Aufschnitt, Eiern und überhaupt allem drum und dran und warte bis mein Liebster zum Frühstück kommt. Er schläft gern lang und normalerweise stört mich das nicht, aber heute könnte er wirklich langsam mal… Da kommt er. Der Ahnungslose. Während wir frühstücken, muss ich mich richtig zusammenreißen. Er fragt mich dann auch, was ich den Morgen über noch so gemacht habe. Ich: „Och… Nicht so viel. Frühstück gemacht eben, herausgefunden dass du Papa wirst…“. Ich lasse den Satz halbfertig im Raum stehen. Es dauert lange, bis der Groschen bei ihm fällt. Seine Mimik dazu ist unbezahlbar gut. Als er die Bedeutung des Satzes checkt, sieht er aus, wie ich mich fühle: Gleichzeitig glücklich und total fassungslos. Wir fallen uns in die Arme. Dann geht es jetzt wohl also los. Unser nächstes großes Abenteuer. Ich bin so gespannt auf alles, was da kommt!

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