7. Woche: Zauberhafte Nebenwirkungen
Ich bin immer noch überwältigt! Wir bekommen wirklich ein Baby! Wie krass ist das denn? Ein kleiner Mensch wird mich in absehbarer Zeit „Mama“ nennen.
Kennt hier jemand die Hohes C-Werbung, in der ein kleiner Junge ganz viele kleine Arbeiten verrichtet? Für ein Taschengeld. Er sammelt alles und schiebt dann irgendwann sein Sparschwein zu seinen Eltern rüber mit den Worten: „Ich gebe euch das für einen ganzen Tag zusammen spielen“. Herrgott nochmal. Der arme Kerl! Wer macht denn solche grausamen Werbespots? Der ist sogar noch schlimmer als die Ben & Jerry’s-Werbung im Kino. Das geht so: Im Leben ist nicht immer alles fair. Dass Bens Name vor Jerrys steht: nicht fair… Und so weiter. Ich finde: das stimmt! Mein Herz leidet mit Jerry für dieses grausame Schicksal. Und ich weiß sehr wohl, dass das vollkommen dämlich und irrational ist, aber ich kann halt grad nicht anders.
Vielleicht liegt es am Schlafmangel. Ich bin jetzt gerade mal in der siebten Woche, man sieht am Bauch noch gar nichts. Dafür ist aber meine Oberweite explodiert. Im Ernst. Keiner meiner BHs passt mehr. Es ist, als hätten über Nacht meine Brüste ihre Größe verdreifacht. Und so nett sich das vielleicht auch anhören mag: Es ist NICHT nett. Weil es nämlich scheiße weh tut. Ich kann nicht mehr auf dem Bauch schlafen. Die Bettdecke ist so schwer, dass ihr Gewicht auf meinem Oberkörper auch weh tut. Ganz toll, wirklich! Was denkt sich der Körper denn bitte schön dabei? Meine Brüste und ich sind ja wohl noch meilenweit von der Nahrungsproduktion entfernt!
Außerdem bekomme ich so einen kleinen Rettungsring rund um die Hüfte. Meine Taille (von der eh nie sonderlich viel da war) macht sich langsam aber sicher ganz aus dem Staub. Das gibt mir nicht unbedingt das beste Gefühl. Ein richtiger Babybauch wäre mir viel lieber. Obwohl ich noch nicht will, dass irgendjemand von dem Baby erfährt. Das bleibt unser süßes Geheimnis, bis ich nicht mehr jeden Morgen schweißgebadet aufwache, aus Angst, das Kind über Nacht verloren zu haben. Bestimmt gibt es Mütter, die sich vom ersten Moment der Schwangerschaft an toll fühlen und sich überhaupt keine Sorgen machen. Zu denen gehöre ich aber leider nicht.
Mir ist kotzübel. Wenn ich mal fünf Minuten stehen muss, wird mir schwarz vor Augen. Meine Verdauung spinnt total und ich bin weiß wie eine Wand. Außerdem habe ich Unterleibsschmerzen, als würde ich jeden Moment die schlimmste Periode aller Zeiten bekommen. Jedes dieser Zeichen werte ich als Alarmsignal. Freund Google klärt mich aber ein ums andere Mal darüber auf, dass das alles völlig normal sei. Das sind die zauberhaften Nebenwirkungen der Schwangerschaft, die ich in den nächsten Wochen und Monaten noch zu genüge kennen lernen werde. Sagen alle mir bekannten Mütter. Das fiese Ziehen kommt übrigens von den Mutterbändern. Ich wusste nicht, dass ich so etwas besitze, aber sie sind da und wenn sie sich dehnen (was sie eben machen, wenn ein Baby im Anmarsch ist) kann das böse weh tun. Hoffentlich dauert diese Phase nicht gar zu lang. Denn ich mache mir auf jeder Busfahrt Sorgen darüber, ob ich es auch dieses Mal - ohne mich zu übergeben - aus dem Wagen schaffe. Und wieso zum Teufel heißt das eigentlich Morgenübelkeit, wenn sie den ganzen verdammten Tag lang anhält??? Ich werde auch das herausfinden. Aber erstmal muss ich mich hinlegen. Mir ist schlecht.
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