Kinderhasser und Corona

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Ja, klingt übel. Aber mir sind in letzter Zeit mehrere Menschen begegnet, die sich wirklich gemein gegenüber (meinen) Kindern verhalten haben. Und da werde ich wirklich zur Sau! Aber mit uns Müttern kann man es ja machen. Nicht.

Gehen wir heute links rum oder rechts herum zu unserem Bach? Diese schweren Entscheidungen aber auch! Hauptsache, wir begegnen möglichst wenig Menschen. Inzwischen kennen wir da ein paar gute Winkel und Ecken.

Gestern Nachmittag war ich mit den Kindern im Ostpark. Die Mädels auf den Laufrädern. Das Baby zählt nicht. Weil ich Alexander immer in der Trage habe, sind wir zwei eine Einheit und quasi ein Mensch. Daher ist es (theoretisch) auch erlaubt, mit einer Freundin und meinem Baby zusammen spazieren zu gehen. So lange es sich in einer Trage oder dem Kinderwagen befindet. Immerhin etwas. Aber wurscht. Seit Corona geht’s in unserem Hauspark zu wie auf der Autobahn. Und das macht es an manchen Stellen wirklich schwer, den Mindestabstand zu halten. An einer besonders engen Stelle, ist Pauline mit ihrem Laufrad ins Schlingern gekommen. Sie fing sich wieder und alles war gut, wir überholten ein älteres Paar. Da sagte SIE zu ihrem Mann: „Unmöglich, so dumme, unerzogene Kinder hier.“ In letzter Zeit bin ich eh geladen, weil die ganze Situation nun mal belastend ist und wir deshalb alle mehr oder weniger unter Druck stehen. Da hat die Trulla das Fass einfach zum Überlaufen gebracht.

Ich so: „Was haben Sie gerade gesagt?“ Sie: „Mit Ihnen habe ich nicht geredet.“ Ich: „Ja, aber es ging um meine Kinder. Und ich hoffe sehr, dass SIE KEINE Kinder haben.“ Sie: „Doch. Sogar mehr als Sie!“ Ich: „Na müssen die einen Spaß bei Ihnen gehabt haben.“ (langes, gekünsteltes Lachen meinerseits)

Man, was hat die mich geärgert. Mir kommt immer noch Rauch aus den Ohren, wenn ich an die denke. Und im Nachhinein wären mir natürlich noch viel bessere Erwiderungen eingefallen. Johanna hat mich direkt gefragt, warum die Frau so böse Sachen sagt. Ich habe es ihr dann erklärt. Nämlich dass es auf der Welt leider auch Menschen gibt, die vergessen haben, wie es ist Kind zu sein oder kleine Kinder zu haben und die dann einfach unverschämt werden. Außerdem dass sie sich sowas nicht gefallen lassen muss. Boah aber ehrlich oder? Geht’s noch?

Vor wenigen Tagen traf ich meine Nachbarin im Park. Die mit den zwei Jungs, die zufällig die besten Freunde meiner Mädels sind. Alle Kinder sind mit den Laufrädern umeinander rum gekurvt (mit Abstand) und ich habe kurz mit ihr geratscht. Ebenfalls mit viel Abstand. Weil wir uns seit Wochen nicht persönlich gesprochen haben, obwohl wir im gleichen Haus wohnen, mit dem gleichen Waschkeller, dem gleichen Hof in dem die Kinder Kreide malen. Da joggte eine Lady vorbei, stutze kurz und joggte wieder zurück zu uns. Sie sei eine Mitarbeiterin der Landeshauptstadt München und was wir da machen, sei illegal. Sie könnte jetzt die Polizei rufen und das würde uns mindestens 200 Euro kosten. Wir haben es anfangs wirklich nicht verstanden. Wenn man zufällig jemanden trifft, kann man sich doch über die zwei Meter anbrüllen um miteinander zu kommunizieren oder nicht? Aber ihr Problem waren hauptsächlich die Kinder. Die wären zu dicht beieinander. Das ginge nicht und wenn wir jetzt nicht sofort aufhören zu diskutieren, ruft sie wirklich die Polizei. Daraufhin sackte der Große meiner Nachbarin auf der Wiese zusammen und hat einfach geweint. Er war totunglücklich weil die Polizei kommen sollte, wenn er seine heiß geliebte Freundin zufällig trifft. Das hat mich so wütend gemacht. Was für eine Scheiße! Was macht das mit unseren Kindern? Wie können wir sie und ihre Psyche beschützen?

Johanna kommt nicht mehr mit zum Einkaufen. Sie will nicht weil „da alle die Kinder nicht leiden können“, sagte sie mit hoch gezogenen Schultern auf meine Nachfrage. So klein war sie in diesem Moment, so niedergeschlagen. Und es stimmt ja auch. Im Kaufland wurde ich auch von der Security dazu angehalten, nach Möglichkeit die Kinder zu Hause zu lassen. Ja, glauben die denn, dass das Spaß macht? Meine Mädchen sitzen wie die Zinnsoldaten im Doppelwagen, die Hände im Schoß, den Kopf eingezogen, weil sie die Blicke und zum Teil auch Bemerkungen natürlich mitbekommen. Wir haben kein Auto. Im vollbesetzten Kinderwagen habe ich wenig Stauraum und dann muss ich noch mit vielleicht weinendem, weil voll gekacktem Baby eine halbe Stunde an der Kasse anstehen. Glaubt echt jemand, dass ich das aus Spaß an der Freude mache? Nö. Und ich merke, wie ich einfach langsam mürbe werde. Und damit bin ich nicht allein. Eine Mutter aus dem Kindergarten, die ich nur flüchtig kenne, hat mir heute gesagt, dass sie abends weint, wenn der Kleine im Bett ist. Weil sie Angst hat vor der Zukunft, sie die Ungewissheit nicht mehr ertragen kann. Ich kenne sie kaum. Und wenn einem fast fremde Menschen solche Sachen anvertrauen, müssen sie ordentlich unter Dampf stehen. Kann ich gut verstehen gerade. Gott sei Dank habe ich diese zauberhaften, anstrengenden Menschen daheim, die mich antreiben. Sonst würde ich mir dieser Tage auch ganz gern mal die Decke über den Kopf ziehen. Wenn ich das probiere steht aber sofort ein drei bis vierjähriges Mädchen neben mir und schreit begeistert: „Mama baut eine Höhle! Juhuuu. Nein, höher Mama!“

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