Kinder, Corona, das Ende des Homeoffice und einer kommt immer zu kurz

3 Minuten zum lesen

Wuhu, Montag! Und der erste Tag, an dem mein Mann wieder ins Büro fährt. Schluss mit Homeoffice. Er ist überwiegend erleichtert. Ich blicke der Neuerung mit gemischten Gefühlen entgegen. So war unser Start in die siebte Woche coronabedingtem Kitaausfall.

Mein Highlight letzte Woche: Johanna kann seit gestern Fahrrad fahren. Ich war mit ihr allein im Park und habe es ihr beigebracht. Sie hat sich das so gewünscht und ich platze vor Stolz.

Montags war es immer besonders anstrengend mit dem Arbeiten von zu Hause aus. Mein lieber Mann hat da nämlich Meeting-Marathon. Wie in den meisten Firmen montags üblich. Um 10, 11, 13 und 15 Uhr gab es also eine Videokonferenz in unserer 2,5 Zimmer Wohnung. Vor unserer Küchentür. Japp, das ist unpraktisch. Noch unpraktischer mit kleinen Kindern und ober unpraktisch als stillende Mutter, die sich zu Hause halt auch einfach zu Hause fühlt und schon beim Postboten aufpassen muss, dass sie ihre Möpse weggepackt hat! Also haben wir zugesehen, dass ich zu diesen Zeiten mit den Kindern draußen unterwegs bin. Das fand ich schon anstrengend. Drei oder vier mal täglich drei Kinder aus dem Haus bekommen ist ne echte Challenge! „Ich will aber lieber Barbie spielen!“ „Ich will das Bild noch zu Ende malen.“ „Die Jacke mag ich nicht!“ Baby kackt sich direkt vor Verlassen der Wohnung nochmal bis zum Hals voll.

Draußen ist meist alles gut. Aber ich sorge auch für Action. Wir lassen selbst gebaute Boote auf dem Hachinger Bach fahren, tragen eine Fuß-Hand-Irgendwas-.Meisterschaft aus und wir sind quasi Seifenblasen-Profis. Wir haben diverse Sets für diverse Arten von Seifenblasen, auch die Variante mit dem Seil für die Riesengroßen. Ist aber nicht unbedingt schlau im Moment. Denn wenn man auf ner Wiese im Park steht und mannsgroße Seifenblasen zaubert, bleibt man nicht lange allein. Zombiegleich torkeln Kinder aus allen Ecken und Winkeln des Parks plötzlich auf dich zu. Gratis Eis zu verteilen hätte vermutlich einen ähnlichen Effekt. Wenn es zu viele werden und vor allem die allerkleinsten anfangen, unser ganzes Equipment zu kapern, räumen wir schnell das Feld. Wir halten uns an die Corona-Vorgaben. Machen wir eh aber durch die ganzen Vorfälle der letzten Wochen habe ich eine regelrechte Paranoia entwickelt. Ich fühle mich beobachtet. Habe Angst, dass eins der Mädels mal den Mindestabstand nicht korrekt einhält und wir deshalb direkt angezeigt werden.

Gestern Abend traf ich mich mit einer Freundin zum Spazieren im Park. Wir haben fast gleichzeitig unser Baby bekommen und uns seit Wochen nicht gesehen. Da gingen wir also, jede ihr Baby vor den Bauch gebunden mit zwei Metern Abstand zwischen uns und tauschten Neuigkeiten aus. Sie wollte eigentlich ihren Freund mitbringen. Ebenfalls ein guter Freund von mir. Aber das hat mir direkt ein schlechtes Gefühl bereitet. Das können wir nicht machen. Es ist verboten. Sie sah das anders. Geht schon meinte sie. Geht nicht, meinte ich und fühlte mich unfassbar spießig. Und im Recht.

Heute habe ich meine Kinder in den Fahrradanhänger Plus Kindersitz auf dem Gepäckträger verfrachtet und bin in die Riem Arcaden gefahren weil es dort einen gut sortierten Müller hat. Und dann durften die Mädchen sich was aussuchen. Johanna wählte ein riesen Schmink-Set mit Glitzertattoos und Haarkreide, Paulinchen Bügelperlen und Puzzles. Jawoll. Was kostet die Welt? Die Girls haben es zur Zeit auch nicht leicht und spätestens wenn der Kurze krabbeln kann, verschwinden die Bügelperlen hier ganz weit oben auf dem Schrank. Er stopft sich jetzt schon alles in den Mund, was er zu fassen bekommt. Mein liebes, knuddeliges Baby. Der muss hier einfach mitlaufen. Er muss öfter warten als es die Mädchen als Babys tun mussten. Weil seine Schwestern einfach lauter und fordernder sind. Das tut mir leid für unseren Knirps. Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass ich auch für mein letztes Baby Exklusivzeit hätte. Dadurch dass ich Pauline immer um 12 Uhr abhole, wären es eh nur wenige Stunden am Vormittag gewesen aber auf die habe ich mich gefreut. Laut äußern darf man sowas nicht. Dann heißt es, das man mit den Kindern überfordert wäre. Dabei hat man sich die ja gewünscht. Also sollte man mit ihnen auch zurecht kommen und das tue ich. Ich genieße die Zeit mit ihnen aber es ist auch anstrengend. Ich bin sehr kreativ und aktiv aber ich bin nun mal keine gleichaltrige Spielkameradin. Ich bin alles. Auch Prellbock. Oder Ziegenbock. So hat mich Johanna am Wochenende genannt weil sie sauer auf mich war. Sauer, weil ich ihr keinen Nachschlag vom Kuchenteig zum Naschen, kurz vorm Mittagessen erlaubt habe. Und wenn ich da so mit meiner Vierjährigen streite und auf mein Blick auf das Baby fällt, das meinen Blick auffängt und mich breit und zahnlos anlächelt, dann fühle ich mich Scheiße. Muss ja aber auch mal erlaubt sein, oder?

Hinterlassen Sie einen Kommentar