Eine Geburt der anderen Art

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Willkommen Pauline! Meine zweite Püppi ist ganz frisch auf der Welt. Sie ist wunderschön. Und sie wählte einen ganz anderen Weg als ihre große Schwester. Hier kommt der Geburtsbericht.

Unter dem Mützchen sieht man es nicht aber sie hat ganz viele schwarze Haare. Ich bin verliebt <3

Seit Mittwoch hatte ich keinen Appetit mehr. Und zum ersten Mal in dieser Schwangerschaft habe ich auch keinen Bock mehr auf den Bauch. Auf die Beschwerden kann ich seit Ewigkeiten verzichten. Endlich wieder normal essen, ohne hinterher das Gefühl zu haben, vor lauter Sodbrennen kotzen zu müssen, wäre schon schön. Und wieder richtig laufen – Das würde ich unfassbar gern. Um zu sehen, wie es mit dem Bein nun wirklich aussieht, müsste mein Mädchen mal raus aus dem Bauch. Denn so ganz habe ich mich noch nicht von der Idee verabschiedet, dass sie vielleicht doch nur auf einem Nerv liegt.

Nun gut. Ich habe die ganze Zeit Witze gemacht, dass meine Mädels alle pünktlich sind. Für nächste Woche hab ich keine Dates mehr weil ich so überzeugt bin, dass auch meine zweite Maus an ihrem errechneten Termin, am 1. April, kommt. Dass das irgendwie blöde ist, weiß ich auch. Und mir ist es völlig wurscht, ob sie heute, morgen oder nächste Woche kommt. Sie bestimmt, wann es an der Zeit ist. Aber trotzdem. Samstag Nachmittag auf dem Spielplatz fühle ich mich erschöpft. Mein Mann hat früh Feierabend gemacht und ich beobachte größtenteils von der Bank aus, wie die beiden rutschen, klettern und schaukeln. Gestern habe ich das auch noch alles gemacht aber jetzt habe ich keine Lust mehr. Am Abend gehen wir zusammen essen (weil ich mir meinen letzten Tag zu dritt nicht mit Kochen verkorksen will) und ich denke mir noch so: „Morgen um die Zeit habe ich meine Kleine im Arm.“ Tja. Ich sollte Recht behalten…

Um zehn abends gehe ich ins Bett. Um elf kommt die erste Wehe. Das hat mich erstmal genervt. Nicht nochmal eine durchwachte Nacht nach einem langen Tag vor der Geburt. Also bleibe ich stur und versuche zu schlafen. Das geht auch immer mal wieder ganz gut. Gegen drei Uhr morgens stoppe ich mal die Abstände der Wehen. Alle sechs Minuten rollen sie an, fühlen sich aber an wie normale Periodenschmerzen. Tut weh, ist aber nicht dramatisch. Gegen fünf Uhr morgen fühle ich mich aufgedreht und fit, also stehe ich auf. Auf dem Klo mache ich dann sowas von eindeutig Bekanntschaft mit dem Schleimpfropf. Interessant. Weiß ich jetzt auch, was die anderen Muddis meinten. Und es stimmt mich fast euphorisch. Schließlich heißt das, das gerade was passiert. Mein Körper macht sich bereit fürs Baby. Während ich schon mal anfange das Frühstück zu zu bereiten, höre ich Musik und lasse das Becken während der Wehen kreisen. Rama Lama Ding Dong – Und es funktioniert tatsächlich. So ist es viel angenehmer!

Mann und Maus stehen um sieben auf der Matte. Ich informiere meinen Liebsten darüber, dass es bald los geht, ich aber nicht das Gefühl habe, dass es schon schlimm genug ist, um Richtung Klinik aufzubrechen. Gegen neun kommen die Wehen alle drei bis fünf Minuten, also rufe ich vorsichtshalber mal im Kreißsaal an. Ich würde eigentlich noch daheim abwarten aber aufgrund des vorangegangenen Kaiserschnittes und der Rückenproblematik wollen sie, dass wir gleich kommen. Meine Freundin und Nachbarin ist informiert, wir geben Johanna in gute Hände ab und fahren mit der U-Bahn ins Krankenhaus. Finde ich ganz angenehm. Ich stehe die ganze Fahrt über. Den knappen Kilometer von der Bahn bis zum Kreißsaal muss ich alle drei Minuten eine Wehe weg atmen aber mir gehts immer noch gut.

Kaum angekommen, wird uns mitgeteilt, dass alle Kreißsäle belegt sind. Ist ja aber kein Problem. Dauert bestimmt noch bei mir. Nach einer halben Stunde CTG hab ich mich bei meinem Mann beschwert, dass die Ausschläge der Wehen lächerlich klein aussehen, obwohl sie sich schon wirklich unangenehm anfühlen. Eine sehr nette Hebamme fragt, ob sie mal nach dem Muttermund schauen soll. Darf sie. Ich rechne mit zwei Zentimetern. Das ist der Wert, den ich bei Johanna kurz vor der Sectio, nach über 15 Stunden Wehen hatte. Die Hebamme macht große Augen und sagt dass es zwischen sechs und sieben Zentimeter sind. Ich juble! Mein Körper kann das also doch!

Mein Hochgefühl hält an, auch als der Arzt mir die Kanüle in den Arm setzt, um später eventuell schnell Schmerzmittel verabreichen zu können. Gerade eben brauche ich keine. Mir gehts gut. Wir machen Witze mit dem Arzt. 20 Minuten später sage ich zu meinem Mann, dass es jetzt aber ganz schön knackig wird. Die Wehen kommen jede Minute. Ich habe praktisch keine Zeit mehr, um mich kurz zu erholen. Stehen geht auch nicht mehr gut. Also knie ich mich vor einen Stuhl um die Wehe zu veratmen und habe das dringende Bedürfnis, meine Hose auszuziehen. Jetzt muss ich auch mal ein Geräusch dazu machen. Nix lautes. Die Hebamme hat es trotzdem gehört und fragt alarmiert, ob ich Druck nach unten spüre. Ja klar. Die ganze Zeit schon. Gehört dazu, dachte ich mir.

Jetzt geht es flott. Ich soll sofort in den Kreißsaal. Ich will selbst laufen. Geht aber bei bestem Willen nicht mehr. Ich hocke auf allen Vieren auf dem schmalen Bett. Eine zweite Hebamme wirft mir ein Laken über den nackten Hintern und fragt, ob es mich stört über den Gang gefahren zu werden. Ist mir gerade scheißegal. Sage ich auch so. Meine nette Hebamme sagt zu ihrer Kollegin dass wir es vielleicht nicht mehr in den Kreißsaal schaffen und ich denke mir nur: „Moment. Der ist doch gleich da vorne.“ Ich schaffe es selbst ins Kreißbett zu krabbeln. Und bleibe genau so wie ich bin. Auf allen Vieren und kralle mich am Kopfende fest. Scheiße, ey! Jetzt tut es aber doch ganz schön weh. Abartig, wie das drückt und brennt! Als hätten die Eingeweide Feuer gefangen und jemand bricht dir zusätzlich die Knochen. Die Hebamme fordert mich zum Schieben auf. Echt? Jetzt gleich? Okay, geht eh nicht mehr anders. Also schiebe ich. Sie sieht das Köpfchen ruft sie! Ich sage, dass ich jetzt aussteige. Will nicht mehr. Sie: Doch! Ich schiebe und zack! Da platzt die Fruchtblase. Was für eine Erleichterung. Doch es geht direkt weiter. Sie sieht das Köpfchen ruft sie. Ich versuche, nicht zu hyperventilieren. Ein unfassbarer Druck, das muss das Köpfchen sein und – es ist draußen. Ich schwitze wie ein Schwein. Herrgott, das tat weh! Jetzt der Körper, der soll ja nicht so schlimm sein. Mit der nächsten Presswehe schiebe ich ihn raus. Ekliges Gefühl. Ich weiß genau, welcher Teil die Schultern waren. Aua! Aber es ist geschafft. Mein Baby ist tatsächlich draußen. Fünf vor eins bin ich in den Kreißsaal gefahren worden. Als Zeitpunkt der Geburt wird vom Arzt 13.08 Uhr notiert. Hui. Das ging dann doch ganz schön schnell. Ich hebe dieses kleine Menschlein samt Nabelschnur zwischen meinen Beinen an meine Brust. Und ich bin absolut fassungslos. Das ist also eine Spontangeburt. Das ist meine Tochter. Und sie hat so viele Haare! Ich bin erschöpft, überwältigt und geflutet von Glücksgefühlen!

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