Der letzte Schrei

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Wir starten verregnet in die zweite Woche Kitaferien. Und wenn man noch mehr als so schon aufeinander hockt, fallen einem gewisse Eigenheiten der Kinder noch mehr auf. Meine Große zum Beispiel scheint nicht in der Lage zu sein, in einer normalen Lautstärke zu kommunizieren.

An Regentagen ist die Kinderbespaßung etwas schwieriger. Heute waren wir im Park Kornellkirschen ernten. Die hängen da reif rum und keiner pflückt sie. Damit sind die Mädels gut beschäftigt. Und hinterher machen wir Marmelade draus. Ich fühle mich echt wie ne Muddi wenn ich das so schreibe.

Sie schreit. Kaum die Augen aufgeschlagen, brüllt sie los. Wahlweise nach mir oder meinem Gatten. Meistens nach mir. Da stehste senkrecht im Bett, wenn Johanna loslegt! Und das vorzugshalber um 6.13 Uhr. Aber wirklich nur in den Ferien und am Wochenende. An stinknormalen Kitatagen muss mein Liebster das komatös schlummernde Kind spätestens gegen 7.30 Uhr ins Bad tragen, um sie anzuziehen und für den Tag startklar zu machen. Wir kommen uns verarscht vor. Warum schläft sie am Wochenende nicht so lange? Oder halt immer dann, wenn sie doch ausschlafen kann? Gemein! Auch der Kurzen gegenüber. Denn weil die frühestens 21.30 Uhr die Augen schließt, schläft sie entsprechend gern etwas länger. Kann man aber schlecht, wenn die große Schwester über einem nach den Eltern brüllt. Erstaunlicherweise kann Pauline durchaus. Keine Ahnung wie sie das schafft aber sie scheint die Gabe zu haben, Geräusche perfekt auszublenden. Ich kann das leider nicht. Und deshalb klingeln mir gerade echt die Ohren.

Johanna ruft nicht nur laut nach mir, ihre normale Erzähl-Lautstärke liegt auch schon im Bereich einer Bohrmaschine. Und sie hat viiiiiel zu erzählen, diese zierliche blonde Fee. Johanna ist schmal. Nicht mal Leggins in ihrer Größe halten an den schmalen Hüften. Ihr Körper scheint das mit ihrem lauten Organ ausgleichen zu wollen. Vielleicht wird sie ja mal Bandleader(in) in einer Metal Band. Man weiß ja nie. Aber ganz ehrlich? Das ist echt anstrengend. Ich versuche sie darauf aufmerksam zu machen ohne ständig zu tadeln. Will nämlich keine dieser mecker-Muttis sein. Flüstern hilft manchmal. Aber dafür muss sie kurz Luft holen. Sonst würde sie mich nicht hören. Ansonsten finde ich sie gerade sehr umgänglich. Schon cool, wenn sie älter werden. Und damit eben auch verständiger. Sie versteht Ansagen und ich kann einschätzen, woran sie sich hält. Im Straßenverkehr zum Beispiel sehr wertvoll.

Im Gegensatz dazu hat unsere Kurze jetzt doch noch das Trotzen für sich entdeckt. Mist! Mit zwei Jahren und vier Monaten ist sie damit verhältnismäßig spät dran. War bei Johanna aber ähnlich. Da dachte ich auch, dass wir drum herum kommen. Aber natürlich nicht. Warum auch? Ist völlig normal, gesund und machen alle. Aber es nervt! „Blöde Mama“, höre ich jetzt mehrmals täglich. Sie hört streckenweise Null, haut ab, hockt sich stur auf den Boden, rutscht permanent aus dem Kinderwagen, wenn sie nicht angeschnallt wird, schreit Zeter und Mordio WENN sie deshalb angeschnallt wird… All sowas halt. Und so richtig offensichtlich. „Ich mach das jetzt genau deshalb nicht, weil es das Gegenteil von dem ist, was du gerade willst, Mama!“ Und wenn sie das, wie zum Beispiel heute, den ganzen verdammten Tag lang durchzieht, bin ich am Ende echt durch.

Wenn es ganz schlimm wird, hilft lustigerweise nur ein Machtwort von Johanna. Wenn die der kleinen Schwester Ansagen macht, spurt sie nämlich. Aber bei der kann sie auch unmöglich so tun, als hätte sie nix gehört.

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