Babys dritte Woche: Heultage

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Dass frisch gebackene Muttis schnell runter mit den Nerven sind, sagt man nicht nur so. Es stimmt auch. Dabei können die gar nichts dafür. Aber ob nun Schuld oder nicht: Gut fühlt sich das nicht an, wenn man wegen jedem quer sitzenden Furz am liebsten heulen würde…

Ja, ich sah schon mal besser aus aber ich hab grad nicht übermäßig viel Zeit für irgendwas, das NICHTS mit meinem Baby zu tun hat...

Ich bin so gefasst. So lässig. Und angesichts des Schlafmangels trotzdem noch ganz schön tiefenentspannt. Fand ich zumindest bis vor fünf Minuten. Doch jetzt weint mein Baby mal wieder die Brust an und ich fühle wachsende Verzweiflung aufsteigen. Bei allen Beteiligten! Unsere Stillmarathons haben sich mittlerweile verlagert. Ich freue mich extrem darüber, dass ich nachts nicht mehr drei Stunden am Stück wach sein muss, um meine Tochter satt zu bekommen. Wenn Sie gegen ein Uhr das erste mal muckt, hole ich sie zu mir ins Bett und stille sie auf der Seite liegend. Das ist für uns beide bequem und hat den fetten Vorteil, dass wir dafür gar nicht richtig wach werden müssen. Sie trinkt dann eine Viertelstunde und dann schlafen wir beide ein. In drei Stunden wiederholt sich das Spiel bis sie gegen sechs, sieben oder sogar erst um acht endgültig wach ist und das große Frühstück verlangt. Und das zieht sich. Gerne auch bis in den frühen Nachmittag. Klingt hart? Ist es auch! Zwar wickeln wir zwischendurch, ich bespaße sie auch mal nur eine halbe Stunde, aber alles in allem will sie eines: Futtern! Und da ich mir zur Mission gemacht habe, mein Baby ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren, ist das eine echte Tortur. Vor allem wenn man bedenkt, dass sich das Spiel am späten Nachmittag bzw. am Abend wiederholt…

Gestern hab ich meine Kleine ungelogen elf Stunden an der Brust gehabt. Ich schmiere in den kurzen Pausen kiloweise Wollfett auf die Brüste und lege kalte Kompressen darauf, weil das anders gar nicht mehr auszuhalten wäre. Und tut mir leid, aber ich finde, dass das durchaus ein Grund ist, um hin und wieder so richtig herzzerreißend zu heulen. Es ist nämlich nicht toll. Es tut weh, geht an meine Substanz und auch wenn alle sagen (Hebamme, Freundinnen die auch Mütter sind und die Stillberaterin, die ich auch noch gefragt habe) dass dieses “Cluster-Feeding” nur eine Phase ist und bald vorbei geht, tröstet mich das nur mäßig. Denn die Frage nach dem WANN kann mir keiner beantworten. An manchen Tagen macht mir das gar nichts aus. Es ist eben so und wir ziehen es einfach durch. Und wenn die Kleine mich mit einem Gesichtchen, vollgesudelt mit Milch, zahnlos anlächelt, geht in meinem Herzen die Sonne auf. Dafür könnte ich auch noch ne Stunde länger krampfig auf der Couch hocken, weil wir eben alle Stillpositionen durch nehmen. Aber manchmal lächelt sie eben nicht. Da trinkt sie nicht mal richtig. Sie saugt an, lässt los, heult… Und ich irgendwann dann auch.

Mein Partner ist immer schnell dabei zu sagen, dass ich ihr eben die Flasche geben soll aber eben das versuche ich ja zu vermeiden, weil ich Angst habe, dass ich sie dann irgendwann gar nicht mehr stillen kann. Ach, alles Scheiße heute! Ich schreibe meiner Nachbarin (sie hat vor einem Monat ihr erstes Kind bekommen und ist in meinem Alter - ein großartiger Umstand, weil man sich nichts anziehen muss, um Sonntag Nachmittag an Windeln zu kommen, weil man vergessen hat, welche nachzukaufen) eine Nachricht:

“Ich habe heute geheult, wurde vollgekotzt und angekackt. Außerdem ist es Drei und die Kleine schläft immer noch nicht. Und bei dir so?” Sie antwortet: “Dito. Bis auf das angekackt werden. Das hast du exklusiv, aber ich gewinne den Heulwettbewerb. Bin nämlich vorm Osteopathen in Tränen ausgebrochen”.

Ich liebe den Austausch mit meiner Nachbarin. Denn wenn ich nach alter Milch stinkend, das Gefühl habe, ganz allein mit meinen Problemen zu sein, kommt sie und wischt meine Zweifel an mir selbst mal eben vom Tisch. Weil es ihr genau so geht. Und den Mädels aus meinem Geburtsvorbereitungskurs auch. Eine überlegt aufgrund der Stillprobleme sogar, jetzt schon komplett abzustellen. So gesehen, bin ich ja noch gut dran. Denn so leicht gebe ich nicht auf. Und ich glaube an meine Süße. Irgendwann schaffen wir es bestimmt. Doch bis es soweit ist, schicken wir Muttis uns lustige Bildchen aus unserem Alltag zur allgemeinen Erheiterung. Meinen Beitrag dazu habe ich hier mal reingeklatscht. Essen mit Baby. Es ist jetzt 16 Uhr bei mir. Gute Nacht. Ich hau mich wenigstens für ein Stündchen hin. Bis zur nächsten Runde!

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