Babys zweite Woche: Milch-Marathon

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“Habt ihr schon einen Rhythmus?” Das werde ich jetzt oft von anderen Mamas oder Schwangeren gefragt. Anfangs hat mich das unter Druck gesetzt, weil ich dachte, dass es bei allen anderen geregelt zugeht. Mittlerweile weiß ich aber, dass das so ziemlich bei niemandem der Fall ist. Und das beruhigt ungemein. Wie unser “Rhythmus” ausschaut? Anstrengend! Und irgendwie immer mit einem hungrigen Baby auf dem Arm.

Hallo Wecker! Ich bin es jetzt eigentlich schon leid, dich stündlich anzugucken. Nachts...

Der Wecker steht wieder einmal auf 4.45 Uhr. Diese Uhrzeit sehe ich seit ein paar Tagen jede Nacht. Da soll mal einer sagen, dass Babys in diesem Alter keinen Rhythmus haben. Der Rhythmus MEINES Babys allerdings schlaucht mich extrem. Abends ist alles noch recht entspannt. Gegen acht oder neun wird sie nach drei Stunden andauernder Raubtierfütterung (mit zwischendurch wickeln – wenn sie schon ein bisschen dösig ist, Bäuerchen machen, Grimassen schneiden, wieder anlegen…) lege ich sie ins Bett. Zwischen Mitternacht und eins wird sie wieder wach und hat wieder fürchterlichen Hunger. Der Fütterungs-Reigen beginnt also von vorn. Wenn ich hinterher noch Milch abpumpe (zu diesem Thema komme ich gleich), dauert der Spaß noch einmal locker drei Stunden. Um vier Uhr morgens gehe ich ins Bett zurück. Die Kleine schläft schon eine knappe Stunde zu diesem Zeitpunkt. Und wenn Sie gut aufgepasst haben, dann wissen Sie jetzt, wann mein kleiner Vielfraß wieder Nachschub will. Genau. Spätestens um sieben. Und wieder alles von vorn…

Danach ist sie allerdings nicht mehr schläfrig. Der Vormittag ist ihre Zeit. Da ist sie wach und bestaunt die Welt. Eine ziemlich schöne Zeit mit ihr. Sie hat große, runde Kulleraugen und sieht irgendwie immer erstaunt aus. Außerdem macht sie unsere Mimik nach. Sie streckt die Zunge raus oder versucht ein Lächeln. Alles unterbewusst. Sie hat keine Ahnung was sie da tut, aber wir sind jedes Mal absolut verzaubert. Sie hat Grübchen. Und ich liebe Grübchen!

Gegen elf, zwölf fällt sie dann komplett ins Milchkoma, weil ich sie immer wieder anlege und sogar mit Muttermilch PLUS Flaschenmilch zufüttere. Ich wollte ihr niemals die Flasche geben, aber zwei Wochen nach ihrer Geburt war meine Süße wieder so weit von ihrem Geburtsgewicht entfernt, dass uns unsere Hebamme zum Kinderarzt geschickt hat. Der meinte, dass sie einfach sehr hungrig sei und dass Babys in dem Alter zwischen 300 und 400 ml Milch in 24 Stunden brauchen. Ich solle nur noch abpumpen und bei Bedarf mit Säuglingsnahrung zufüttern. Dann würden unsere Still-Sessions auch wesentlich kürzer ausfallen. Und da meine Tochter wirklich sehr klein ist, kann es sein, dass sie beim Futtern einfach die Kraft verlässt und sie einschläft bevor sie wirklich satt ist.

Oder dass ich zu wenig Milch habe. Meine allergrößte Angst! Was, wenn ich nicht in der Lage bin, mein Baby satt zu bekommen? Die Situation bringt mich zum Heulen. Vorm Kinderarzt. Vor dem ich im Übrigen brustfrei sitze, weil ich parallel zu unserem Gespräch mein Kind stille. Ich bin knapp zwei Wochen Mutter und habe schon alle Hemmungen bezüglich des Stillens vor fremden Leuten verloren. Es hilft ja nix. Wenn mein Baby Hunger hat, hat es sofort Hunger und nicht erst, wenn ich mich in eine geschützte Ecke zurück gezogen habe. Und wie gesagt: Mein Baby hat viel Hunger und wenn wir mal angefangen haben, lässt sie die nächste Stunde auch nicht mehr los. Mich mindestens eine Stunde in irgendeine Besenkammer zu stellen, nur damit uns keiner sieht, ist mir dann auch zu blöd. Und mit der Mullwindel über Babys Köpfchen, gibt’s auch nix zu sehen. Frauen reagieren durch die Bank weg mit einem verständnisvollen Lächeln, Männer fühlen sich sofort ertappt wenn man beim Blick auf die Brust direkt zurück guckt und gehen schnell vorbei. So viel dazu.

Nachdem ich mich wie ein Vollversager fühle, tue ich alles, um die Milchproduktion anzuregen. Himbeerblätter- und Fencheltee, alkoholfreies Weißbier, die Kleine ganz oft anlegen, Malzbier… Meine Bockshornkleekapseln spüle ich mit rotem Saft runter. Durch das Abpumpen weiß ich mittlerweile allerdings, dass ich pro Mahlzeit ungefähr 80ml produziere. Wenn man bedenkt, dass ich sie in 24 Stunden mindestens sechs Mal füttere, fällt auf, dass das eigentlich locker reichen sollte. Nicht aber meiner Tochter. Sie haut am Tag einen knappen Liter weg! Das ist mehr als ein Drittel ihres Gesamtgewichtes. Ehrlich – wie soll ich das leisten? Ich muss dringend mit der Hebamme klären, ob das noch normal ist. Auf jeden Fall aber ist meine Taktik von Erfolg gekrönt. Innerhalb von dreieinhalb Tagen hat es meine Kleine von 2660 Gramm auf 2900 Gramm geschafft. Und damit haben wir ihr Geburtsgewicht nicht nur erreicht, sondern sogar noch getoppt. Puh. Eine Sorge weniger!

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