Babys vierte Woche: Eiertanz oder wann man strategisch am besten das Haus verlässt

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​„Und wenn die Kleine dann quengelig ist, dann packen Sie sie einfach in den Kinderwagen und drehen eine Runde um den Block.“ Das ist die Ansage von meiner Hebamme zum Thema: Was tun, wenn meine Tochter einfach nicht von meiner Brust weg will? Ich persönlich bin sehr für diesen Vorschlag. Mein Baby allerdings überhaupt nicht. Das lässt sich nämlich nicht verarschen. Wenn es Brust will, will es Brust. Ob zum Essen, Trinken, Trösten oder als Einschlafhilfe -weiß der Geier. Aber auf jeden Fall lässt sich das Busen-Bedürfnis nicht mit dem Kinderwagen kompensieren. Und ehrlich: Ich hab’s probiert!

Bei einem unserer ersten Ausflüge. Ich seh immer noch ganz schön schwanger aus. Und anfangs hab ich mich dank Kaiserschnitt wie eine Oma bewegt. Ganz laaaaaangsam.

Als ich meine Tochter schon im Milch-Koma wähnte, puckte ich sie lustig in den Wagen. Ich habe das Quengeln ignoriert und hoffte einfach darauf, dass ihr die Augen schon zufallen würden, sobald das Schaukeln erstmal losgegangen ist und ihr ein bisserl frische Luft um die Nase weht. Und ich hatte recht! Es funktionierte tatsächlich. Für eine Viertelstunde… Diese Zeitspanne reichte aus, um ein gutes Stück in den nahe gelegenen Park zurückzulegen. In eben diesem wurde meine Prinzessin wach. Und zwar mit Karacho. Sie schrie! Und wie! Also tat ich, was eine Mama eben macht in so einer Situation: Ich pflanzte meinen Hintern auf die nächstgelegene Parkbank und legte sie an. Während vorbeiziehende Männer sofort krampfhaft in eine andere Richtung schauten (wahrscheinlich um nicht als Spanner zu gelten, dabei habe ich meine Brüste aber ganz gut mit einer Mullwindel abgedeckt…), erntete ich von Frauen durchweg verständnisvolle Blicke. Na also. Stillen in der Öffentlichkeit ist also halb so wild. Also machte ich einfach weiter. Und weiter… und weiter… Bis mir nach fast einer Stunde dermaßen Hintern und Rücken weh taten (Parkbänke sind nicht die idealen Stillplätze, wenn man so ein Langsamtrinker-Baby hat), dass ich beschloss, dass das fürs Erste reichen musste. Also dockte ich das Baby sanft ab und machte mich schleunigst auf den Heimweg. Denn nach wenigen Sekunden ohne Brust schrie sie wieder. Es fühlte sich fürchterlich an! Ich bildete mir ein, dass mich alle anstarrten und drauf und dran waren, das Jugendamt zu rufen, weil ich miese Rabenmutter mein Kind nicht tröste. Ein echter Walk of Shame!

Seit diesem Erlebnis verlasse ich die Wohnung immer erst, wenn ich mir sicher bin, dass die Kleine jetzt für ein paar Stündchen schläft. Da sie den ganzen Vormittag wach ist (mit kurzem Einnicken an der – ganz genau – Brust), schläft sie zwischen drei und vier Stunden am Stück. Das ist ziemlich praktisch. In diese wenigen Stunden der Freiheit versuche ich alles zu stopfen, was gemacht werden muss und was ich gerne machen will: Rausgehen auf einen Spaziergang, Haushalt, Essen, Nickerchen für Mama. In dieser Reihenfolge. Und wenn meine Süße wider Erwarten vorher wach wird (was eigentlich doch ganz schön oft vorkommt), fällt Mamas Nickerchen eben flach. Das ist ein Problem, weil sich der Schlafentzug nicht unbedingt positiv auf meine Nervenstärke auswirkt… Aber daran arbeite ich noch.

Seit wir das mit unserem Ausgang wie beschrieben handhaben, habe ich mir richtige Inseln der Selbstständigkeit zurückerkämpft. Ich gehe zum Beispiel wieder einkaufen (das erste Mal mit der Kleinen im Supermarkt hatte ich innerhalb von drei Minuten meine Einkäufe zusammen, aus Angst, dass sie wach werden könnte und an der Kasse anfängt zu weinen). Ich bekomme ein bisschen Bewegung und frische Luft und kleinere Erledigungen wie der Gang zur Post, zur Apotheke oder wohin auch immer sind kein Problem mehr. Besuche gehen auch wieder. Allerdings kann ich nie feste Zeiten zusagen. Da richte ich mich nach meinem Baby und verlasse das Haus generell nur bis an die Zähne bewaffnet. Mit Windeln, Feuchttüchern, Wechselklamotten und einem Notfallfläschchen im Thermobehälter - falls sie sich mal partout nicht zufrieden stillen lässt. Unsere Stillprobleme sind nämlich immer noch nicht vom Tisch. Es ist besser geworden, aber es gibt immer noch Rückschläge. Aber das ist eine ganz eigene Geschichte.

Mit unseren Ausflügen werden wir jeden Tag mutiger. Unser Aktionsradius wächst. Und bis auf einen einzigen Tag waren wir seit sie eine Woche alt ist, jeden Tag draußen. Heute geht’s ins Shoppingcenter. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ein völlig neues Abenteuer für uns! Und ich muss dann jetzt auch los. Sie ist grad eingeschlafen und unsere Zeit ist verdammt knapp.

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