Nehmen Sie die Kinder hier raus! – (Ungebetene) Erziehungstipps auf Schloss Neuschwanstein

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Kennt ihr das auch? Wenn sich Fremde in eure Erziehung einmischen? Ich hasse es. Denn es ist am Wochenende nicht zum ersten Mal passiert. Dass eine Trulla meinte, ich hätte meine Kinder nicht im Griff. Ich berichte mal.

Ich liebe Ausflüge. Kleine Fluchten aus dem Alltag. Und auch wenn dieser Trip nicht optimal war, freue ich mich, mal wieder raus gekommen zu sein.

Am Sonntag waren wir auf Schloss Neuschwanstein. Und Hohenschwangau. Ich hab mich riesig gefreut, diesen Ausflug zu machen. Es war Alexanders erster richtiger Ausflug. Die erste Zugfahrt, für die Mädels das erste Schloss von innen. So viele erste Male. Aufgrund des fehlenden Autos machen wir immer alles mit den Öffis. Das wirkt sich prima auf unseren ökologischen Fußabdruck aus, ist manchmal aber auch echt anstrengend. Unseren Zug am Bahnhof haben wir um zwei Minuten verpasst. Beim Anziehen, Proviant und Wechselklamotten für drei Kinder zu packen, habe ich mich wohl ein bisschen verkalkuliert. Da haben wir uns schon mal ordentlich geärgert. Aber dann gab es halt Frühstück am Bahnhof und wir haben den Folgezug nach Füssen genommen. Die Fahrt war super. Zu zweit ist es echt easy, die Kinder zu bespaßen. Die Mädchen sind im perfekten Vorlese- und Malbuchalter. Kombiniert mit Snacks, die sie sonst nicht haben dürfen, vergehen auch zwei Stunden Fahrt im Handumdrehen. Aber ich hocke ja auch acht Stunden alleine mit den Kids im ICE zu meiner Mum. Von daher find ich alles, was zeitlich drunter liegt, easy. Aber weiter im Text.

Was war ich stolz auf meine wohlerzogenen, schlauen und interessierten Kinder bei der Schlossführung durch Hohenschwangau. Gebannt lauschten sie dem Audioguide und bewunderten die Ausstattung, immer brav der Gruppe hinterher. Die Führung startete kurz nach eins, um drei sollte eine weitere durch Neuschwanstein folgen. Pauline schlief auf dem Marsch hoch zum Märchenschloss ein. Wir haben sie dann geweckt, weil Buggys und Kinderwagen im Schloss verboten sind. Paulinchen wiegt jetzt auch um die 14 Kilogramm. Und sie schlafend durchs Schloss zu schleppen, wäre eine verdammt anstrengende Angelegenheit geworden. Ich hatte ja eh schon den Kleinen die ganze Zeit in der Trage. Tja. Hätten wir die Anstrengung wohl lieber mal in Kauf genommen…

Denn kaum drin im alten Gemäuer ging es los. Buaaaaaahhhh, ich will raus! Hier gibt es Geister! So heulte unsere Mittlere sirenenartig los. Die Große war auch am Nörgeln weil der Papa sie nicht tragen konnte. Der war mit der inzwischen brüllenden Mittleren beschäftigt und aufgeschreckt von dem Lärm, legte dann auch Alexander los. Puuuhhh, was für ein Spaß. Alex habe ich direkt an die Brust angedockt. So war an dieser Stelle direkt Ruhe. Im Stehen stillend versuchte ich mit Engelszungen auf Pauline einzureden während Simon sich um Johanna kümmerte. Das Ganze war mir hochnotpeinlich. Ich schwitzte. Solche Situationen setzen alle Eltern unter Stress. Und unsere Kids waren gerade dabei, sich wieder zu beruhigen. Da dreht sich eine Touristen, ich schätze sie um die 50 Jahre, zu mir um und giftet mit zusammengepresstem Mund los: „Gehen Sie raus mit diesen Kindern! Das ist ja unmöglich. Wir haben hier Eintritt bezahlt!“

Ich, eh schon gestresst, bin freundlich und sage ihr, dass ich gleich gehe, wenn die Kinder sich nicht gleich beruhigen. Sie macht so ein schnalzendes Geräusch, das ich auf den Tod nicht ausstehen kann und würdigt mich keines Blickes mehr. Boah, war ich da sauer! Ich verstehe sie schon, dass sie ihr tolles Erlebnis nicht durch Kindergeschrei versaut haben will aber wie genau glaubt sie, dass mir dieser Kommentar helfen soll? Genau. Gar nicht. Das war nur einmal schlechte Laune ablassen. Und Entschuldigung aber wir haben ebenfalls 50 Euro Eintritt gezahlt. Und ich mach die Schlossführung jetzt mit einem Baby an der Brust und einem Kleinkind auf dem Rücken mit. Wer hat hier also die Arschkarte? Genau. Nicht sie.

Mann, wie mich das ärgert. Es war so ein schöner Tag bis dort hin. Kurz nach der Führung wollten wir heim, verpassten unseren Bus und mussten in der Kälte eine Stunde auf den nächsten warten. Danach noch zwei weitere Stunden Zugfahrt und von da aus mit der U-Bahn heim. Halb zehn waren die Kinder im Bett. Puh, war ich durch. Und ärgere mich heute noch über die Tussi. Aber allemal besser, als der Typ um Weihnachten in der Kaufinger Straße. Johanna brüllte wie am Spieß, weil wir ihr keinen zweiten (!) kandierten Apfel erlaubten. Der Typ wollte direkt das Jugendamt rufen weil er der Überzeugung war, dass ein Kind, das so brüllt, Schmerzen haben muss. Seine Kinder hätten nie so geschrien. Alle Beteuerungen meinerseits konnten ihn nicht überzeugen. Wir sind dann einfach weiter gegangen. Man konnte uns allerdings bestimmt auch von weitem sehen. So haben unsere hochroten Schädel geleuchtet… Mann ey.

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