Unser Alltag ist ihre Kindheit – Sind meine Kinder zu verwöhnt?

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Gerade in Hinblick auf die nahende Geburt und natürlich auch Weihnachten, werden meine Mädels gerade mit Action und Geschenken überhäuft. Ist das richtig so?

Einen ganzen Lebkuchenzug weg knuspern? Warum nicht? Der ist ja nicht zur Deko da.

„Euch geht’s viel zu gut!“ Der Spruch hängt mir aus meiner Kindheit noch nach. Das haben meine Eltern nämlich verdammt oft gesagt. Ich sah das damals freilich anders. Jetzt, wo ich selbst Mutter bin und die Umstände und das Aufwachsen meiner eigenen Eltern viel reflektierter und distanzierter betrachten kann, verstehe ich sie. Das konnte ich früher nicht. Irgendwann einmal hatte meine Mutter einen Gefühlsausbruch, bei dem sie mich anschrie, dass sie auch ein Mensch sei und Bedürfnisse hätte. Zu dem Zeitpunkt war ich in der Grundschule und tatsächlich habe ich da zum ersten Mal darüber nachgedacht. Dass Eltern eben auch Menschen sind. Mit Gefühlen, Gedanken, Vorlieben und klar – auch Bedürfnissen.

Meine Mäuse sind noch klein. Mit zwei und vier Jahren müssen sie solche Sachen noch gar nicht überreißen. Tun sie aber trotzdem irgendwie. Gerade meine Große ist unfassbar empathisch. Wenn sie will. Und wollen können sie ja. An manchen Tagen wollen sie sogar ausgesprochen viel. Und kennen dann kein Ende. Beispiel Weihnachtsmarkt. Die Mädels wünschen sich jede ein Lebkuchenherz. Bekommen sie. Denke ich gar nicht groß drüber nach. Wenn hinterher noch gebrannte Mandeln gewünscht sind, wird es schwieriger. Simon würde da öfter auch mal nein sagen. Ich finde eine Tüte für alle zum Teilen okay. Und wenn dann noch der Wunsch nach Kinderpunsch aufkommt, bekommen sie den halt auch. Ebenfalls zum Teilen. Wenn wir Erwachsene auf den Weihnachtsmarkt gehen, essen und trinken wir ja auch. Und bei vielen bleibt es nicht bei einem Glühwein. Also was solls?

Was machen wir sonst so? Montags geht’s gern auf den Indoor-Spielplatz. Dann Kinderturnen hin und wieder, für den Zoo haben wir eine Jahreskarte und nutzen die auch, Playdates, Spielplatz, Weihnachtsmärkte, Turn-Café, heißer Kakao beim Bäcker bei Schmuddelwetter, Schwimmkurs für die Große, jeden Tag Malen und Basteln, oft backen wir, beim Einkaufen dürfen sie sich immer was aussuchen… Und das mache ich mit ihnen allein, unter der Woche. Da sind die Familien-Wochenenden noch gar nicht drin. Ich könnte das so weiterführen und deshalb denke ich auch, dass meine Mäuse so im Großen und Ganzen ein verdammt schönes Leben haben. Sollen sie aber auch. Oder ist das manchmal vielleicht zu viel?

Was für meine Kinder selbstverständlich ist, war für mich früher unerreichbar. Meine Maus will reiten lernen? Organisieren wir ihr. Sie darf immer nur ein Hobby haben, das sie intensiv betreibt aber bis sie weiß, was ihr wirklich Spaß macht, darf sie sich ausprobieren. Konnte ich nie. Weil meine Eltern immer von der Hand in den Mund gelebt haben. Da waren teure Hobbys nicht drin. Erst recht nicht mal drei. Denn ich habe noch zwei Brüder. Auch deshalb hat meine Mum immer gesagt, dass ich mir bloß nie drei Kinder anschaffen soll. Ich werde meines Lebens nicht mehr froh. Joar… Was ich mit ihrem Ratschlag gemacht habe, ist soweit bekannt.

Ich finde es trotzdem schwer zu entscheiden, inwieweit man seinen Kindern Wünsche erfüllen sollte. Schließlich sollen sie auch lernen, dass man sich manche Dinge im Leben erarbeiten muss. Und dass man eben nicht alles hinterher geworfen bekommt. Mein Mann ist diesbezüglich keine große Unterstützung. Der ist zwar gegen gebrannte Mandeln NACH dem Lebkuchenherz, findet es aber völlig okay, seinen Prinzessinen ein 60 Euro Kleid im Disneystore kaufen. Das finde ICH dann wieder too much. Boah ist das schwer. Am liebsten würde ich die Sache mit der Erziehung komplett abgeben aber das geht ja leider nicht.

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