Probelauf: Unser neues Leben auf dem Land

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Wir waren letzte Woche im Ländle. Und ich am Rotieren. Zwischen einer Entrümpelung, neuem Job und Kinderbetreuung.

Der junge Mann muss sich noch daran gewöhnen, mich morgens gehen zu lassen.

Und dann musste ich auch noch Autofahren! Hä? Was hat die denn für ein Problem mit Autos? Gar keins! Ich habe gar kein Problem mit Autos. Weil ich auch noch NIE ein Auto hatte und demzufolge sehr sehr selten im Leben diesen fahrbaren Untersatz unterm Hintern hatte. Und genau DAS fühlt sich dann einfach mal gruselig an. Eigentlich wollte ich nochmal ne Auffrischungs-Fahrstunde nehmen. Weil die beiden angefragten Fahrschulen aber 120 Euro für den Spaß haben wollten, hab ich dankend abgelehnt. Ja, nee. Dann doch lieber kleiner Crashkurs mit der Schwiegermutter. Teststrecke: Milch holen an der Milch-Tankstelle in Lampertsweiler. Schön. Das gibt mir gleich einen Vorgeschmack auf meinen neuen Lifestyle hier.

So fuhr ich also mit dem pinken Smart meiner lieben Schwiegermutter zum quasi Probearbeiten. Gute 30 Kilometer einfach. Morgens früh um 7, bei Hochnebel und Nieselregen. An Tag eins wurde ich von so ziemlich jedem Fahrzeug überholt, dass sich zufällig auf gleicher Straße befand, weil ich sicherheitshalber echt geschlichen bin. An Tag zwei hab ich mich schon viel besser gefühlt in der Kiste. Von einer blonden Frau im pinken Smart erwartet eh keiner große Fahrkünste. Das hat mir den Druck genommen. Also bin ich an Tag zwei direkt in die Radarfalle gefahren. Hurra. Das muss ich meiner Schwiemu eh noch beichten…

Vom Büro aus ging es direkt ins Haus. Weil das noch entrümpelt werden muss, gibt’s da Tausend Sachen zu tun. Allerdings ist das nicht so easy, mit drei klammernden Kindern, die die Mama vermisst haben und jetzt Aufmerksamkeit fordern. Alexander würde am liebsten an meinem Busen fest wachsen, wenn ich ihn ließe. Das geht mir inzwischen so auf die Nerven, dass das Projekt Abstillen wieder sehr präsent ist. Aber jetzt ist er ziemlich erkältet und hustet sich nachts wach. Da ist Brust rein, Kind ruhig einfach die schnellste und bequemste Lösung für alle Beteiligten. Aber bald. Bald gehe ich es an. Weil ich es wirklich nicht mehr packe. Drei Kinder in Summe fast fünf Jahre gestillt. Ich hätte meinen Körper gerne wieder. Will wieder Sachen anziehen, bei denen ich nicht darauf achten muss, dass die Möpse zugänglich bleiben. Und schöne BHs! Die hätte ich auch gern mal wieder am Leib. Fragt sich nur, ob ich genug Nerven habe, Alex‘ Trauer und Unmut auszuhalten, wenn er eben nicht mehr bekommt, was er so sehr liebt. Ich werde auf jeden Fall berichten.

Den Kindern wurde es im Haus schnell langweilig. Und kalt. Es ist inzwischen einfach eiskalt in diesem Haus. Aber wir haben ja auch keine Heizung. Und obwohl es so eisig ist und es kaum Spielsachen gibt, machen die Kids das klaglos mit. Jeden Tag. Wenn es dann wirklich nicht mehr geht, gibt’s Netflix auf dem Laptop. Pädagogisch sehr unwertvoll aber ohne digitalen Babysitter wüssten wir nicht, wie wir überhaupt noch was geschafft bekommen in der vollgestopften Hütte… Unser Gewissen ist schlecht. Wir trösten uns damit, dass es ja nur temporär ist. Hoffentlich.

Denn eins hat mir diese Woche gezeigt: Wenn es so weitergeht, halte ich das nicht lang durch. Arbeit, Kinder, Haus, Schlafen und wieder von vorn. Jeden Tag aufs Neue. Ohne Abwechslung, mit schlechtem Gewissen der Schwiegermutter gegenüber, die nicht gerne kocht und den Kindern trotzdem jeden Tag ein Mittagessen hinstellt. Die uns ihren Wohnraum zur Verfügung stellt, weil das Haus Mitte Januar im Leben noch nicht bewohnbar ist… Mir geht der Arsch jetzt echt auf Grundeis. Denn diese Probewoche neues Leben hat mir eins gezeigt: SO wird es nicht funktionieren. Vielleicht flüchte ich dann einfach, wenn mir die Decke auf den Kopf fällt. Falls mich jemand sucht: Ich bin die Renn-Semmel im pinken Smart.

P.S. Weil einige nachgefragt haben. Die Prüfung gestern habe ich bestanden. Fitnestrainerin mit A-Lizenz. Bäm :).

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