Masterplan Schulkind-Rettung

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Angst vor der Schule. Unsere Erstklässlerin hat der neue Lebensabschnitt völlig aus der Bahn geworfen. Was wir jetzt tun, um sie wieder zu einem fröhlichen Menschen zu machen.

Happy. Johanna kam mir nach der Schule entgegen geflogen, als ich sie direkt nach dem Unterricht abgeholt habe. Manchmal reicht ja eine kleine Änderung schon aus.

Diese Woche läuft die Schule seit einem Monat. Und unsere Tochter ist immer noch in Tränen aufgelöst, wenn sie nur daran denkt, dass es wieder in Richtung Schulhof geht. Tränen. Jeden Tag Tränen. Die Aussicht auf das Abgeben vor dem Schultor reicht aus, um meine lustige, empathische Johanna in ein Häuflein Elend zu verwandeln. Johanna klammert sich an mich, fleht mit rot geweinten Augen darum, sie bitte mit nach Hause zu nehmen… Es ist schrecklich. Das bricht doch jeder Mutter das Herz! Aber Schule ist nun mal nicht verhandelbar. Die muss sein. Nur, wie können wir die Situation verbessern?

Ich bin SO gern in die Grundschule gegangen. Weil ich total heiß war aufs Lesenlernen, Rechnen können, Anerkennung und Erfolgserlebnisse. Und die gab es zuhauf. Mir flog das alles zu. Für meinen Geschmack zwar nicht schnell genug, aber Schule war für mich lange ein Spaziergang. Für Simon ebenfalls. Vielleicht sind wir deshalb auch so dämlich überrascht, dass es beim eigenen Kind anders läuft. Dabei hat die von Haus aus schonmal richtig beschissene Startbedingungen. Und das wussten wir vorher.

In ihrer Klasse kannte sie EIN Kind. Eins, mit dem sie im Kindergarten quasi nie zu tun hatte. Dann haben wir keinen Hortplatz und auch keinen Platz in der Mittagsbetreuung bekommen. Dafür einen im Regionalhaus, worüber ich mich riesig gefreut habe. Johanna nicht. Die muss jetzt nämlich jeden Tag nach Schulschluss in einen gigantisch großen Reisebus einsteigen, der eine Dreiviertel Stunde lang Schulen abtingelt, um eine Horde weiterer (noch) fremder Kinder ins Regionalhaus zu schippern. Das Regionalhaus ist eine Art Sammel-Hort. Dort sind Kinder aus verschiedenen Schulen der Umgebung zusammen unter einem Dach. Jede Schule hat ihren eigenen Bereich und eine Durschmischung gibt’s gerade aufgrund von Corona nicht wirklich, aber das sind einfach viele Menschen auf einem Haufen. Zusätzlich zu den neuen Mitschülern, der Unterrichtssituation an sich (stillsitzen, Aufmerksamkeit über lange Etappen aufrecht halten etc.) kommen also noch die Kiste mit dem Bus UND im Anschluss noch der neue Hort. Der Tropfen, der das Fass dann endgültig zum Überlaufen bringt, ist die Tatsache, dass wir umziehen werden. Johanna weiß das. Und sie ist ein sehr feinfühliges Mädchen. Wir vermuten, dass sie sich auch deshalb nicht ganz auf die neuen Leute in ihrer Umgebung einlassen kann, um sich selbst zu schützen.

Das ist viel. Darüber müssen wir gar nicht reden. Ich hole sie zwar immer relativ zeitig ab, aber ihr ist der Tag trotzdem zu lang. Doof: Den Hort an sich mag sie eigentlich. Die Schule eher nicht. Aber Schule ist nun mal nicht verhandelbar. Der Hort wäre es schon. Da sich Johanna hervorragend mit Malen, Hörspielen und Hort beschäftigen kann, wäre es denkbar, den Hort weg zu lassen. ABER: Ich werde bald wieder im Büro arbeiten und nicht mehr nur von daheim aus. Und dann brauchen wir den Hort. Außerdem finde ich den echt klasse. Die Leitung ist toll, die anderen Pädagogen auch. Die kümmern sich wirklich gut um Johanna und sind sehr offen für alle möglichen Lösungen. Unsere Leiterin hat mir die Vier-Tage-Woche für Johanna angeboten. Einfach, um ihr den Einstieg zu erleichtern. Das machen wir ab sofort. Montags hole ich sie jetzt direkt nach der letzten Schulstunde ab. Ab Dienstag geh es dann in den Hort.

Um ihr diese Situation noch einfacher zu machen, hat sich die Mama eines Klassenkameraden angeboten. Diese Hilfe kam überraschend. Ich kannte sie bisher gar nicht. Weil sie aber selbst ein älteres Kind hat, das sich ähnlich schwer getan hat mit der Schule, kann sie nachempfinden, was wir gerade durchmachen und hilft uns. Johanna mag sie sehr. Ihren Sohn, der mit ihr in die Klasse geht, auch. Dieser Umstand könnte wirklich noch Gold wert sein. Diese Mama jedenfalls begleitet Johanna jetzt von der Schule zum Bus. Das gibt unserer Maus Sicherheit. Eventuell kann sie auch mit Leonhard gemeinsam auf den Schulhof und in die Klasse gehen in der Früh. Das probieren wir dann die Tage auch noch. Er hat es von sich aus angeboten. Was für ein unglaublich toller 6-Jähriger, oder? Drückt uns die Daumen, dass unsere tolle 6-Jährige sich ganz bald besser einfindet.

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