Babys 46. Woche: „Das Baby ist jetzt unser Mitbewohner!“

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So hat es meine Lieblingsnachbarin gerade formuliert. Und mit diesem Satz, sagt sie etwas Wahres. Unsere Babys sind gar keine Babys mehr. Sie sind schon richtige kleine Menschen mit Eigenheiten, Willensstärke und überhaupt allem, um voll dazu zu gehören!

Kleine Maus im großen Schwimmbad

Klingt das doof? Nee, oder? Schließlich gehören die Kinder von ihrem ersten Tag an zur Familie. Aber in den letzten Monaten waren sie so hilflos, dass man eben alles für sie gemacht hat. Wie sehr pflegeintensive Haustiere, hat eine Freundin mal gesagt. Finde ich ein bisschen hart ausgedrückt aber es trifft schon den Kern der Sachlage. Muss man zugeben. Jetzt ist es allerdings so, dass meine Maus mit ihren zehn Monaten praktisch alles alleine machen will. Nachdem es mit dem Füttern jetzt endlich gut lief, klappt das gar nicht mehr. Der Grund: Mein Kind will sich nicht mehr füttern lassen. Sie will MICH füttern oder eben selbst essen. Das klappt aber nicht so, wie sie sich das vorstellt. Der Löffel wird ungelenk in den Brei getaucht und dann in Richtung Gesicht geführt. Ins Auge, die Haare, die Ohren, Stirn. Und ein winzig kleiner Teil schafft es manchmal auch in ihren Mund. Und dann freut sie sich, dass einem das Herz weh tut! Es ist so süß. Aber auch eine riesen Sauerei! Unfassbar, wie weit ein Baby Brei schleudern kann. Ich hab schon Spuren ihrer Ess-Kunst im Bücherregal gefunden. Und das ist drei Meter vom Tisch entfernt!

Dafür kann man das Kind inzwischen leichter anziehen. Sie protestiert nicht mehr, wenn ich ihr den Pulli über den Kopf ziehen will, sondern hilft mit. Sie streckt die Ärmchen raus, um in die Ärmel zu flutschen und neigt den Kopf für den Halsausschnitt. Wenn ich mir die Haare kämme, klaut sie mir die Bürste und versucht dann, sich selbst und der Mama (nettes Kind) ebenfalls die Haare zu kämmen. Und sie steht frei. Wackelig aber immer wieder. Da ist sie unermüdlich ehrgeizig. Sie probiert und probiert und probiert. So lange, bis es klappt. Und all das zusammen macht mich ein bisschen melancholisch. Sie werden so schnell so selbstständig!

Das stimmt schon, wenn alle immer sagen, dass die Zeit mit Kindern so schnell vergeht. Das stimmt mich einerseits wehmütig, anderseits ist es aber auch Fortschritt, eine Erleichterung. Denn mein Leben fühlt sich wieder an wie mein Leben. Ich bin nicht mehr nur die Sklavin meiner Tochter. Und nicht nur mir geht es so. Andere Mütter, mit Kindern im gleichen Alter empfinden gerade ähnlich. Meine Nachbarin meinte auch, dass sie wieder viel besser planen kann. Weil ihr Kleiner jetzt robuster ist. Weil man mehr mit den Zwergen unternehmen kann, weil man sie inzwischen auch einfach KENNT. Da hat sie recht.

Meine Tochter hat einen Rhythmus. Ich weiß genau, wann ich wie lange mit ihr unterwegs sein kann. Wann ich Pausen einplanen muss und wo ich Wickelgelegenheiten brauche oder einen ruhigen Ort zum Füttern. Das ist ein schönes Gefühl. Als könnte man das mit der eigenen Familie wirklich gut rocken! Und ich freue mich wieder auf die Arbeit. Auf alles, was in den nächsten Monaten kommt. Die Findungsphase ist vorbei. Jedes Familienmitglied weiß was es will und was ihm Spaß macht. Und zusammen sind wir eine Einheit.

Wollen wir da wirklich so schnell noch ein Baby? Dann würde es ja wieder so lange dauern, bis alles in so entspannten Bahnen verläuft! Die anderen Mädelsin in meinem Bekanntenkreis stellen sich die gleiche Frage. Wir sind alle über 30. Auch 35, 37 und 39 Jahre alt. Zeitdruck ist einfach ein Thema bei uns „Thirty Somethings“ - Wenn wir zu lang überlegen, ist es vielleicht zu spät. Also…

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