Eichhörnchen-Mama: Warum bin ich so vergesslich?

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Es wird immer schlimmer. Ich vergesse Dinge. Termine. Lasse mein Handy irgendwo liegen, verbummle Schlüssel oder andere wichtige Sachen. Was ist los mit mir?

Der müde, kleine Bär im Zug. Ratet, wer die Zugfahrten buchen durfte? Besondere Challenge dieses mal: Sich durch den Streik navigieren.

Vor den Kindern habe ich mir nie was aufgeschrieben. Nicht in Konferenzen, bei Interviews brauchte es nur wenige Stichpunkte, Geburtstage, Telefonnummern, Verabredungen, Termine. Alles abgespeichert in den unendlichen Weiten meiner eigenen Bibliothek – meinem Kopf. Den stelle ich mir nämlich genau so vor. Eine riesige Bücherei, in der alles bereit steht. Manchmal musste ich eine Leiter ins nächst höhere Regal nehmen und ein bisschen suchen, bin aber immer fündig geworden. Doch damit ist es schon lange vorbei.

Seit Johanna auf der Welt ist, denke ich für einen weiteren Menschen mit. Mit Pauline und Alexander muss mein Hirn noch mehr Rechenleistung bringen. Koffer für den Wochenendbesuch bei der Oma packen. Montag ist erster Horttag für Johanna. Um acht muss sie am Bus sein. Ich bringe sie. 8.45 Uhr weiter zum Zahnarzt. Mir ist ein schicker, neuer Schneidezahn raus gefallen. Genau. Der Zweite. Dazu komme ich später vielleicht nochmal. Vielleicht habe ich aber auch gar keinen Bock mehr über meine Zähne zu schreiben. Mal sehen. Es folgen zig Telefonate mit Handwerkern, Stadtwerken, Rechtsbeiständen, Maklern und Notaren und mittags muss ich gucken, wie ich die Kinder abgeholt bekomme, weil ich einer lieben Freundin versprochen habe, während eines Arzttermines auf ihre Jungn. Und die Zeit ist so doof gelegen, dass ich echt ins Trudeln komme. Aber ich schaffe das weil ich es schaffen will. Sie hat mir schon so oft aus der Patsche geholfen und das ist die erste Gelegenheit, mich endlich mal zu revanchieren! Wenn ich den Tag morgen jedenfalls gut überstanden habe, kann ich ab Dienstag endlich wieder Vollgas lernen. Ich schiebe nämlich direkt die A-Lizenz hinter meine bestandene Trainer-B-Lizenz, damit ich mich speziell um Alte, Kinder und Kranke kümmern kann. Das wäre nämlich ein nettes zweites Standbein.

Nach vier Wochen nonstop Kinderbetreuung bi ich ehrlich gesagt auch wirklich glücklich darüber, die Kinder ein paar Stunden am Tag abgeben zu können. Ist ja nicht lang, die fünf Stunden Betreuung. Und sie profitieren ja auch davon. Pauline freut sich riesig darauf, ihre Kindergarten-Freunde wieder zu sehen. Johanna ist mega aufgeregt wegen dem ersten Tag im Hort. Aber sie kommt zusammen mit einer ihrer besten Freundinnen dorthin und aktuell ist es für die zwei ein Riesen-Abenteuer. Mal gucken, wie es ihnen gefällt. Ich bin jedenfalls auch gespannt! Aber zurück zur Vergesslichkeit.

Ich muss mir absolut ALLES aufschreiben. Mache To-Do-Listen und notiere Termine sofort. Wenn ich es nicht mache, ist es weg. Am Donnerstag hatten wir den Notar-Termin und damit sind wir fast Hausbesitzer. Fast, weil ein Betreuungsgericht dem Ganzen noch zustimmen muss. Denn die aktuelle Besitzerin des Hauses hat eines, das für sie zuständig ist. Lange Geschichte. Bissle kompliziert. So wie eigentlich alles rund ums Haus. Weil wir in München wohnen und unser neues (haha – kleiner Scherz, es ist fast 200 Jahre alt) Häusle 200km weit weg steht, können wir nur am Wochenende dort sein. Wir müssen hier ja arbeiten und haben Verpflichtungen. Handwerker zu bekommen, ist ja eh schon schwer. Sie so zu koordinieren, dass sie freitags oder samstags im Stundentakt erscheinen und sich die Klinke in die Hand geben… Fragt nicht! Aktuell stehen wir in Verbindung mit dem Bezirksschornsteinfeger, dem Elektriker, dem Energieberater, der Küchenplanerin, der Bank, dem Makler (den wir jedes Mal zum Aufschließen brauchen, weil wir keinen Schlüssel haben), dem Heizungsbauer, dem Fliesenleger, Bauleiter, Gipser, Wassermeister, den Stadtwerken, dem Betreuungsgericht und weiteren drölfzig Anlaufstellen, die ich gerade vergessen habe. Ein Haus kaufen zu wollen, ist wie Kinder kriegen oder eine Fremdsprache zu lernen. Plötzlich stürmt so viel Neues auf einen ein, dass man das Gefühl hat, zu ertrinken.

Und in dieser Flut gehen meine Informationen mit baden. Ich habe am Wochenende das Handy im Haus liegen lassen. Doof. Nicht erreichbar für den Elektriker zu sein. Nur mal so zum Beispiel. Freunde sagen, dass ich auf mich aufpassen muss aber wie soll das gehen? Ich brauche ein geiles, neues Ordnungssystem in meinem Schädel. Damit mir nix mehr durch die Lappen geht. Obwohl ich es eigentlich ganz süß finde, dass Johanna mich neuerdings „meine süße, kleine Eichhörnchen-Mama“ nennt. Nachdem ich wissen wollte, wie sie darauf kommt, antwortete sie ganz lässig: „Na Eichhörnchen vergessen doch auch immer, wo sie ihre Nüsse verbuddelt haben!“ Schlaues Kind. Vielleicht kann sie in Zukunft auch ein paar Sachen, die sie betreffen, selbst auf dem Schirm haben. Dann kann ich weniger Sachen vergessen. Und bevor ich verschussle, diesen Beitrag auch online zu stellen, mache ich es lieber sofort.

Heijeijeij… (sagen die Handwerker, die zum ersten Mal kommen, übrigens auch immer).

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