Lockdown Light und Babys Leid

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Die Eingewöhnung läuft semi gut, es wird früh dunkel und kalt ist es außerdem draußen. Da fetzt es nur bedingt, dass ich mit den Kindern so lange wie möglich unserer Wohnung fern bleiben muss, weil mein Mann wieder im Homeoffice ist. Und ehrlich, Homeoffice ohne extra Raum als Office ist echt nicht geil. Aber ins Detail.

Kletter-Alex in Aktion.

Erwischt. Hab ich nur geschrieben, weil es sich gereimt hat. Es ist übrigens 20.30 Uhr und ich sitze mit meiner mittleren kleinen Wut-Rakete auf der Couch. Im Dunklen. In der Hoffnung, dass sie mich so derart langweilig findet, dass sie einpennt. Die Chancen stehen aber schlecht. Denn sie hat heute anderthalb Stunden im Fahrradanhänger geschlafen. Ich weiß schon, warum ich sie sonst lieber in den Kindersitz nehme. ABER: Der obligatorische Trotz-Supergau blieb heute aus. Wir lernen also, dass Müdigkeit echt Zunder ist. Mal gucken, wie ich künftig mit diesem Wissen verfahre. Das ist ein eigenes, sehr schönes, sehr hässliches Thema. Aber jetzt erstmal weiter hier. Anderthalb Stunden im Fahrradanhänger schlafen impliziert, dass wir nach der Kita überhaupt erstmal so lange mit dem Radl unterwegs waren. Sind wir jeden Tag. Meistens länger. Ich versuche, die Kinder so lange es nur irgendwie geht, aus unserer Wohnung fern zu halten. Und das ist Scheiße.

Erstens: Es ist November. Der ist grau. Neblig, kalt. Der Monat, der am Ende schon den ersten Advent im Gepäck hat. Versteht mich nicht falsch. Ich liebe den November. So als Weihnachts-Vorboten. Ich steh auf Tee (aber nur, wenns echt kalt ist draußen) und ich liebe Plätzchen backen. Backen allgemein find ich gut. Mit den Kindern noch besser und Ausstechplätzchen und Vanillekipferl sind für mich echt das Größte. Dazu laut den Weihnachtsstream aufgedreht und rote Bäckchen bei den Kindern, die sich eifrig ums bessere Nudelholz streiten. Schön ist das. Geht aber nicht. Wegen Corona.

Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich das den Kindern dieses Jahr schon gesagt habe. WEGEN CORONA. Meine drei- und fünfjährigen Mädels ergänzen meine Geht-Nicht-Reden schon von selbst mit einem unglaublich abgeklärten und sehr november-grauem „wegen Corona“. Ach, meine armen Hasen. Ich find’s doch auch kacke. Zum Beispiel dass mein Mann Dank explodierender Fallzahlen den ganzen Monat im Homeoffice arbeiten soll. Eigentlich kein Drama. Zum Glück kann er Homeoffice machen. Sicherer für ihn, seine Mitmenschen, für uns. Ich muss dankbar sein, dass wir beide Jobs haben, die man im Homeoffice erledigen kann! Aber ich sag mal, wie es ist: Unsere Bude ist einfach zu klein, um hier einen dauerhaften Arbeitsplatz aufzuschlagen. 2,5 Zimmer. Schreibtisch im Wohnzimmer, vor der Küchentür. Das ist einfach doof. Denn damit sind Wohnzimmer und Küche schon Sperrzone. Im Kinderzimmer richten wir uns schon so gemütlich ein, wie es nur irgendwie geht und aufs Klo können wir auch unbehelligt aber es ist trotzdem doof. Weil ich mich in meinem eigenen Zuhause nicht frei bewegen kann. Und wir haben ein Baby. Das macht Geräusche.

Zur Zeit sogar sehr viele, sehr laute Geräusche. Alexander hat nämlich das Klettern für sich entdeckt. Und entweder schreit er, weil er wieder irgendwo runter gepurzelt ist oder er schreit, weil ich ihm verbiete, wiederholt aufs Fensterbrett zu steigen. Ja genau, aufs Fensterbrett! Die kleine Wurst ist neun Monate alt und ich kann ihn keine Sekunde mehr aus den Augen lassen. Da steigt er auf den Tripptrapp. Klettert vom Fußbrett über die Sitzfläche, auf die Lehne und von dort aus dann aufs Fensterbrett. Da steht er dann, wackelig, einhändig und grinst mich an. Ich – starr vor Schreck – versuche keine Geräusche zu machen, die ihn erschrecken könnten uns pflücke mein Kind in Faultier-Geschwindigkeit vom Fenster weg. Was macht er? Protestiert natürlich!

Macht er übrigens auch in der Kita. Es gab bisher zwei Mal eine Trennung von mir. Beim ersten Mal hat er gar nicht gecheckt dass ich den Raum verlassen habe. Das war gut. Eine Viertelstunde später kam ich zu ihm zurück und er hat sich sehr gefreut. Die zweite Trennung tags darauf ging gar nicht. Da hat er geweint. Ließ sich kurz trösten, hat wieder geweint, ließ sich wieder kurz trösten und dann war der Ofen bei ihm aus. Alls das in nur zehn Minuten. Und seitdem klebt er an mir wie Pattex. In der Kita UND daheim. Und eigentlich überall. So heftig war es bisher noch nie bei ihm. Er hat massive Verlustängste. Der arme kleine Kerl. Also versuche ich ihn soviel Mama tanken zu lassen, wie er eben braucht. Warum müssen Eingewöhnungen aber auch immer solch emotionale Achterbahnfahrten sein?

Wir machen das Beste draus. Vielleicht ist er es ja auch irgendwann so leid, mit mir im Dunklen, kalten November draußen rumzuhirschen, dass er sich irgendwann freut, in die helle, warme Kita zu kommen. Wer weiß?!

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