Stil, Still, Stillen: Ab wann ist es Langzeitstillen?

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Und wann sagt man dem kleinen Stammkunden an der Milchbar, dass der Schuppen jetzt dicht macht, wenn er offensichtlich nicht bereit ist, freiwillig zu gehen? Die Zeche jedenfalls zahlt Mama.

Schon wieder ein Stillthema! Aber was soll man machen, wenns halt grad darum geht? Über Suppe reden! Die geht nämlich hin und wieder rein ins Kind. Sollte man nicht glauben bei dem Bild!

Stillen ist das Beste fürs Baby! Kriegt man spätestens in der Schwangerschaft von allen Seiten gepredigt. Und es stimmt ja auch! In der Muttermilch ist alles, was der Nachwuchs braucht, um zu wachsen und zu gedeihen. Für die Bindung zwischen Mutter und Kind ist es ebenfalls unerlässlich. Sagen manche. Schließlich bekommen die Kinder an der Brust so viel mehr als Nahrung. Liebe, Geborgenheit, Rüstzeug für eine fantastische Immunabwehr und schmerzstillend wirkt er auch noch, dieser weiße Zaubertrank. Das Baby hat Schnupfen? Tröpfle ein wenig Muttermilch in seine Nase! Hautpflege? Muttermilch in Babys Badewasser und seine Haut wird weich, wie ein Babypopo. Äh, ist er ja eh. Aber ihr wisst schon, worauf ich hinauswill.

Und weil ich bei Johanna wirklich ALLES gegeben habe, um meinem Baby dieses Wundermittel einzuflößen, war ich bei Kind zwei entsprechend verunsichert. Denn zum Vollstillen hat es bei meiner Erstgeborenen nicht gereicht. Stattdessen habe ich gestillt, neun Monate lang mehrmals täglich abgepumpt UND zugefüttert. Jede Flasche war persönliches Versagen. Statt den Schriftzügen der Hersteller, las ich nur „Rabenmutter“ auf den Fläschchen. Ziemlicher Bullshit aber in meiner postnatalen Depression die einzige Wahrheit. Letztendlich lag es an einer gewaltigen Schilddrüsenunterfunktion, mit der ich eigentlich niemals hätte schwanger werden können. Oder bleiben. Johanna und ich hatten sehr, sehr viel Glück. Sie wollte zu uns und das weiß ich heute. Ich habe NICHTS falsch gemacht. Außer mich vom katastrophalen Halbwissen von Kinderärzten und Hebammen zum Thema Stillen verunsichern zu lassen. Das aber nur zur Vorgeschichte.

Das Stillen vom Paulinchen lief von Anfang an wie geschmiert. Sie kam auf die Welt, dockte an, zog wie ein Verdurstender in der Wüste und rülpste hinterher wohlig. Von Geburt an. Eine Brust. Fünf Minuten. Vielen Dank Mama. Das reicht mir. Kein Vergleich zum stundenlangen Clustern von Johanna! Ich konnte gar nicht glauben, dass es so einfach sein sollte! Natürlich war ich stolz wie Sau. Paulinchen ist der Beweis dafür, dass ich keine Versager-Mama bin. Mit gut eingestellter Schilddrüse kann ich stillen. Wie sich herausstellen sollte, kann ich sogar eine Einjährige VOLL stillen. Denn meine Kurze isst praktisch nichts. Das bereitet mir zunehmend Sorge. Denn sie wird bald 16 Monate alt und so langsam könnte sie schon anfangen, vernünftige Portionen zu sich zu nehmen.

Es gab immer mal wieder Zeiten, in denen ich dachte, dass der Knoten jetzt geplatzt ist. Da hat sie reingehauen wie ein Bauarbeiter. Und dann wollte sie wieder gar nichts. Mal nur selber essen, mal nur gefüttert werden. Mal nur mit der Hand und dann wieder bitte durch püriert. Kurz darauf bloß nix Püriertes und so weiter. Mach ich ja alles mit. In der Krippe gehen sie da auch auf sie ein aber da isst sie bisher gar nichts. Das ist schlecht. Weil kein Mensch hungrig und gleichzeitig gut gelaunt sein kann. Jedenfalls kein so kleiner Mensch. Und weil ich wirklich gern wieder arbeiten will, versuche ich gerade das Kind zumindest tagsüber abzustillen. Von mir aus können wir Stillen, so lange sie will aber sie MUSS einfach auch essen, wenn ich nicht greifbar bin. 16 Monate fast voll stillen zehrt. Und sie knibbelt und kreischt und beißt und macht Salto rückwärts, während sie meine Brust wie in einen Schraubstock zwischen den exakt sechs Zähnen hat. Das will ich nicht mehr. Mama braucht wieder etwas Freiheit. Denn ich kann überhaupt nichts allein machen. Pauline brüllt bis sie kotzt, wenn die Mama nicht da ist und so kann es einfach nicht weiter gehen. Praktizieren wir schon Langzeitstillen? In Deutschland werden nach sechs Monaten schon nur noch die Hälfte aller Babys gestillt. Nach den ersten Geburtstag stillen nur noch acht Prozent. Damit sind wir in der Minderheit. Aber wie gehe ich es jetzt am besten an? Ich grüble noch. Pauline grübelt auch. Das kann sie am besten mit Brust in der Klappe. Logisch.

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