Kleinkind-Exorzist Teil 2

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Mama, Mama, Maaaaammmaaa!!! Aua, Aua, Aua, Auaaaaaaaa!!! So kreischt es hysterisch in Bohrmaschinen-Lautstärke aus dem Kinderzimmer, während ich versuche, Pauline schlafen zu legen. Oder zu jeder anderen denkbaren Gelegenheit…

Schlecht gehts den Girls sicher nicht. Die Große bekommt täglich Besuch von ihrem besten Freund. Oder wir sind halt unterwegs, um ihre Freunde zu treffen.

Meine Johanna ist ein zauberhaftes kleines Ding. Sie umsorgt ihre Familie und Freunde liebevoll. Sie lächelt lieb, macht Späßchen und hört gut. Zumindest so circa 50 Prozent unserer gemeinsamen Zeit. Den Rest dieser Zeit ist sie gerade wieder unausstehlich und das ist verdammt nochmal anstrengend! Ich weiß, dass sie Grenzen stecken muss. Ich weiß, dass ihr Scheiß-Verhalten gerade völlig normal und altersentsprechend ist und trotzdem stelle ich mir manchmal die Frage: „Was mache ich nur falsch?“

Beispiel Indoor-Spielplatz. Da gehen wir jeden Dienstag hin. Und weil das noch nicht schön genug ist, sind auch ihre zwei besten Freunde dabei. Jede Woche. Riesen Spaß. Bis es ans Heimgehen geht. Der Raum ist schon leer, niemand spielt mehr, alle ziehen sich an. Und meine Tochter macht schon beim Abschiedslied eine riesen Szene. Sie brüllt, während alle anderen singen oder zumindest still gucken: „Will nich hause geeeeeehhhhn! Nein, Mama! Will nich!!!“ Danach stecke ich sie unter Kraftanwendung in ihre Jacke und die Stiefel. Das ist ärgerlich aber alles gute Zureden nutzt nichts. Schweißgebadet treffen wir vor der Tür ihre Freunde wieder und Zack – gute Laune. Als wäre nie etwas gewesen. Obwohl ich ihr mehrfach versichert habe, dass wir die beiden gleich vor der Tür wieder sehen und gemeinsam heim gehen. Mann, ey! Da fühl ich mich verarscht.

Auf dem Heimweg gleich der nächste Meltdown, weil sie nach einem Keks verlangt aber um diese Uhrzeit sicher keinen mehr bekommt. Es gibt gleich Abendbrot, erkläre ich wieder und wieder. Sogar eines ihrer Lieblingsessen. Gnocchi stehen heute auf dem Plan. Aber es ist völlig egal, was ich ihr biete. Sie will jetzt sofort einen Keks. Das hat mittlerweile die komplette S-Bahn mitbekommen. Peinlich. Und ich weiß nicht einmal wie sie darauf kommt. Es gibt um diese Zeit, also am frühen Abend, nie Süßkram. Ohne Ausnahme. Wieso plötzlich dieser Aufstand?

So geht es dann den ganzen Abend weiter. Ihre Stimmung ist wie Aprilwetter. Gerade eben scheint noch die Sonne und dann fängt es völlig aus dem Nichts plötzlich an, zu regnen und zu hageln. Eigentlich nicht schlimm, weil zehn Minuten später auch wieder die Sonne scheint aber es ist kraftraubend. Ich habe in diesen Situationen öfter mal gemeine Worte auf der Zunge. Die schlucke ich runter. Die Maus ist zwei. Sie ist noch so klein. Aber dieses kleine Wesen schafft es manchmal echt, mich richtig wütend zu machen.

An manchen Tagen spült so ein Verhalten einfach über mich hinweg und ich bleibe gelassen und geduldig. Aber zur Zeit ist mein Nervenkostüm nicht das stabilste. Liegt vermutlich am stündlichen, nächtlichen Stillen der Kleinen. Schlafmangel ist ja nie zuträglich, was Leidensfähigkeit betrifft. Aber egal. Ist schließlich nur eine Phase. Und schlimmer geht immer. Die Tochter einer Freundin steigert sich so in ihre Wutanfälle, dass sie kotzt. Soviel dazu. Und jetzt entschuldige ich mich. Ich gehe einen Sandsack kaufen.

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