Der Froschkönig – Fremdeln reloaded

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Alex ist jetzt sieben Monate alt. Und er klammert! An mir. Am liebsten hängt er 24/7 auf meinem Arm. Weil ich sein allerliebster Lieblingsmensch bin. Das ist schmeichelhaft aber auch kacke anstrengend. Und manchmal auch eine echte Belastung für die (Eltern-)Beziehung.

Alex liebt die Taschentuchboxen. Aber nur, wenn ich daneben stehe. Sonst wird geheult.

Johanna betrachtete den Papa erst als Option als ich wieder arbeiten ging. Simon machte damals, mit 13 Monaten, die Eingewöhnung mit ihr. Ich war schon schwanger mit Pauline, wusste also, dass ich eh bald wieder mehr Zeit für sie haben werde. Und obwohl ich bei ihren ersten Schritten nicht anwesend war und fürchterlich geheult habe deswegen, war es trotzdem eine riesen Entlastung. Damals dachte ich schon, dass ich echt in Beschlag genommen werde von dem Kind. Haha. Da kannten wir unser Paulinchen aber auch noch nicht! Die hatte ich völlig falsch eingeschätzt.

Unsere Mittlere war von Geburt an viel selbstständiger als Kind Nummer 1. Sie konnte auch mit sechs Monaten schon mal eben eine halbe Stunde irgendwas spielen gehen. Im Kinderzimmer, außerhalb meiner Sichtweite. Bis zur Eingewöhnung in die Kita, mit ebenfalls 13 Monaten, hätte ich schwören können, dass ich nur Brust auf zwei Beinen für sie bin. Pauline war nämlich ein echter Stilljunkie. Aber: Pustekuchen! Das Kind hat schlimmer geklammert, als das Fachpersonal in dieser Kita je gesehen hat! Pauline litt. Schlimm. Es folgte ein langer Leidensweg für alle Familienmitglieder. Falls es jemand nicht verfolgt hat, gibt’s hier das Scheitern unserer Eingewöhnung in die Kita nochmal zum Nachlesen. Und obwohl wir das alle irgendwie zusammen geschafft haben, steht für uns fest: Das machen wir nie nie wieder. Scheiß auf den Job und scheiß auf das Geld. Dann bleibe ich eben zu Hause. Aber das sagt sich so leicht… Denn jetzt kommt Alex.

Ein grundtiefenentspanntes kleines Menschlein. Blieb von Anfang an auch mal eine halbe Stunde allein beim Papa. Dieses Mal habe ich nämlich wirklich darauf geachtet, ihn stärker einzubeziehen. Das kann doch nicht sein, dass unsere Babys allesamt den eigenen Papa nur anbrüllen! Der bemüht sich schließlich sehr um die Gunst seiner Sprösslinge. Naja. Bis er irgendwann so entmutigt ist, dass er es nicht mehr tut. So wie bei Alexander zur Zeit. Simon nennt den Kleinen liebevoll „Froschkönig“. Denn er will Tag und Nacht nur bei der Prinzessin sein. Beim Spielen, beim Schlafen und beim Essen. Das stimmt. So lange er bei mir sein kann, ist unser Baby glücklich. Weint nie, meckert selten, strahlt übers ganze Gesicht und freut sich riesig über die anderen Familienmitglieder und den Quatsch, den sie machen. Er singt sogar! Den Refrain von „Meine Hände sind verschwunden“ lalalalalat er mit. Voll süß. Und obwohl er durchaus auch gerne stillt, hat er den Mädels etwas voraus: Er futtert super gerne und auch viel. Wir machen wieder BLW, also Baby led weaning. Der Knirps sitzt von Anfang an mit am Tisch und seit Mitte des 5.ten Monats isst er einfach bei uns mit. Er liebt Tomaten, Mango, Brot, Sushi, Nudeln mit Tomatensoße und einiges mehr. Nur bei Banane, da schüttelt er sich angewidert. Warum ich das erwähne? Weil ich versuche, mir selbst Mut zu machen für die nahende Eingewöhnung!

Die startet nämlich schon Ende Oktober, also nächsten Monat. Und unser Sohnemann ist kreuzunglücklich bei anderen Personen als mir. Wenn ich joggen gehe, und ja die Freiheit nehme ich mir hin und wieder, brüllt er Simon annähernd durchgängig an. Und das ist schrecklich. Für Alex, weil er echt sauer und verzweifelt ist und für Simon natürlich auch. Weil es nichts gibt, was er tun kann, um ihn zu beruhigen. Meiner Meinung nach versucht er es auch gar nicht (mehr) richtig. Er sitzt nur noch aus. Aber ich kann ihn schon auch verstehen. So viel Ablehnung ist halt auch einfach nicht schön. Und ich? Habe von Zeit zu Zeit das Gefühl, dass mir der Kleine die Luft zum Atmen nimmt. Er krabbelt mir jammernd in jedes Zimmer nach und streckt mir dann die kleinen Ärmchen entgegen, damit ich ihn hoch nehme. Mache ich dann auch. Am Abend spüre ich erst die Last, die buchstäblich von meinen Schultern fällt, wenn er dann schläft. Denn der kleine Alex wiegt auch seine 9 Kilo. Und weil ich mit diesem Gewicht auf dem Rücken auch Sport mache (sonst komme ich ja nicht dazu), muss eben jener Rücken auch ordentlich was leisten.

Dazu streiten wir öfter, weil ich finde, dass sich Simon nicht genug um den Kleinen bemüht. Wie soll sich an der Situation denn was ändern, wenn Alex‘ nicht lernt, dass der Papa auch toll ist? Und wie wird dann wohl die Eingewöhnung von so einem kleinen Klammeraffen? Ich versuche wirklich optimistisch zu sein aber das ist grad gar nicht so leicht.

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