Wann fühlt man sich komplett?

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Wieviele Kinder sind genug und wann ist die Familienplanung eigentlich abgeschlossen? Gibt es den Aha-Moment? Legt man sich vorm ersten Kind schon fest? Und was ist, wenn ungeplante Faktoren diese Entscheidung beeinflussen?

Ein sehr privates Bild. Ich bringe beide Mädels ins (Familien-)Bett. Mit Stillen, Flasche und gleichzeitig Peppa Wutz vorlesen.

Ich rede nicht von ungeplanten Kindern. Sondern von so einer richtig klassischen Familienplanung. Vor dem ersten Kind dachte ich immer, das zwei eine gute Zahl ist. Aber nicht, weil das meine Wunschzahl war, sondern weil das einfach das gesellschaftliche Bild ist. Zwei Ohren für zwei Kinder. Zwei Arme für zwei Kinder. Familien-Tickets gelten meist für zwei Erwachsene und zwei Kinder… Die Liste lässt sich locker erweitern.

Nachdem ich allerdings Johanna in den Armen halten durfte, schon eine Minute nach der Geburt, hatte ich sofort wieder einen extrem starken Kinderwunsch. Durch Hormone oder Eingebung oder sonst woher. Kann ich nicht sagen. Mein Mann konnte das nicht sofort verstehen. Nach sechs Monaten sagte ich ihm, dass ich mir noch ein Baby wünsche. Er antwortete immer: „Aber wir haben doch ein Baby!“ Ja, hatten wir. Gott sei Dank ein gesundes, wunderschönes und perfektes kleines Ding. Und ich undankbares Stück wollte sofort noch mehr. Aus medizinischer Sicht sollte ich ein Jahr warten, bis wir Nummer zwei in Angriff nehmen. Wegen dem ungewollten Kaiserschnitt. Gut. Es waren jetzt elf Monate zwischen Geburt und erneuter Schwangerschaft aber es kann ja auch keiner ahnen, dass es gleich wieder klappt. Soviel Glück muss man erst mal haben! Doch schon in der zweiten Schwangerschaft wusste ich, dass auch ein zweites Kind vermutlich nicht reichen würde, um mich komplett zu fühlen. Aber wie kommt das?

Ich habe eine weitere gesunde, wunderschöne Tochter bekommen. Pauline ist zauberhaft. Ich bin glücklich mit meinen Mädels. Aber ich fühle mich nicht komplett. Vier ist, warum auch immer, meine Traumzahl. Total doof eigentlich. Kann ich das überhaupt schaffen? Ich bin so schon manchmal am Limit. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auch ein drittes Kind noch gut wuppen könnte. So rein nervlich. Vier weiß ich nicht. Mein Mann hätte auch nichts gegen ein drittes Kind. Wenn denn die Rahmenbedingungen passen würde. Und das tun sie nicht.

Wir haben Angst, dass mein Rücken schlapp macht. Und die Wahrscheinlichkeit ist leider sehr hoch. Meine Ärzte und Therapeuten raten von einer erneuten Schwangerschaft ab. Die Letzte war schon eine unwahrscheinliche Belastung. Die in einer OP endete, als meine Maus gerade erst drei Wochen alt war. Nach REHA und mindestens zwei mal die Woche Muskelaufbautraining im Studio bis heute, hatte ich trotzdem einen erneuten Bandscheibenvorfall. Das ist bitter. Und macht mich ängstlich. Ich will mit meinen Kindern toben, sie auf den Arm nehmen können, wenn sie traurig sind…

Außerdem haben wir es nicht so dicke. Mein Mann und ich kommen beide aus Familien, die ihre Kohle immer beisammen halten mussten. Die jahrelang von der Hand in den Mund lebten und das heute noch tun. Wir wollen für unsere Kinder nicht das gleiche Leben. Immer nein sagen. Keine Urlaube. Keine Kinderzimmer.

Das ist doch Scheiße! Kinder muss man sich leisten können. Das stimmt wohl. Aber was, wenn das dumme Herz das nicht kapiert? Oder fällt es einfach deshalb so schwer, weil es das Ende von etwas ganz Besonderem bedeutet? Die Phase im Leben, in der es um Kinderwunsch und Kinder bekommen geht, wäre bei uns mal eben in drei Jahren abgehakt. Inklusive der Schwangerschaften. Das war schon ganz schön flott alles… Wie geht es anderen Frauen mit der Entscheidung? Wann fühlt man sich komplett?

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