Kann man Liebe auf alle Kinder gerecht aufteilen?

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Mit jedem Kind wächst die Liebe. Mutterliebe ist grenzenlos. Hab ich alles schon mal gehört. Aber stimmt das auch? Oder hat man ein Kind insgeheim lieber als das andere?

Wenn sie beide gleichzeitig schlafen, hab ich definitiv beide gleich lieb.

Wir waren früher drei Geschwister daheim. Für mich und meinen mittleren Bruder war immer klar, dass unser Papa, den Jüngsten am liebsten hat. Stimmte damals auch. Gibt er unumwunden zu. Weil er am einfachsten für ihn war, die meisten Ähnlichkeiten zu ihm selbst hatte. Sagt er. Und weil meine Mutter das ausgleichen wollte, standen wir zwei anderen bei ihr hoch im Kurs. Ich, als Erstgeborene und einziges Mädchen sowieso. Auch das hat sie mir mal gesagt. Dass ihr Mädel ihr am liebsten wäre. Die Frage ist nur: Hat sie vielleicht gelogen? Heute ist sie ihren Jungs nämlich viel zugewandter…

Wenn ich das mal so aufschreibe, fällt mir selbst was auf. Die verschiedenen Zeitformen. Der Jüngste WAR Papas Liebling. Ich WAR Mamas Lieblingstochter (Kunststück wenn man nur eine hat!)… Heute sieht das nämlich wieder anders aus. Und zwischendrin gab es noch alle möglichen anderen Liebhab-Konstellationen. Eben je nachdem, wie Kinder und Eltern gerade drauf waren. So. Und was hat das Ganze jetzt mit mir und meinen Kindern zu tun? Viel! Ich hab nämlich ständig das Gefühl, dass eine Maus liebestechnisch zu kurz kommt.

Wenn ich mein Paulinchen ganz verliebt anhimmle und mir denke, dass sie das süßeste Baby auf Erden ist, ermahne ich mich in Gedanken sofort selbst. Moment. Meine Großmaus Johanna ist doch auch das süßeste Baby der Welt gewesen. Oder nicht? Ich tröste mich dann schnell mit dem Gedanken, dass sie das süßeste Kleinkind und das Baby dann ja immer noch das süßeste Baby sein kann. Ganz schön blöde, was? Ich versuche damit nämlich nur mein schlechtes Gewissen zu überdecken. Denn manchmal wünsche ich mir schon, den Tag NUR mit Baby verbringen zu können. Weil es so schön unkompliziert ist. Ruhe und Frieden daheim und ein seeliges Lächeln im pummeligen Gesichtchen. Ja, das ist Entspannung. Dieses Kind ist aber auch entspannt! Oder bin ich das einfach?

Sobald meine Große da ist, ist Schluss mit Ruhe. Dann bleibt der Kleinen oft nur Schlafen im Tragetuch. Aber das stört sie gar nicht. Sie kennt es schließlich nicht anders. Da wird sie nur wach, wenn mein kleiner lauter Wirbelwind schlechte Laune hat. Denn dann ist hier Drama! Aber zurück zum Thema: Liebe ich meine Kinde gleich viel? Fakt ist, dass ich manchmal mein Baby anschaue und mir nicht vorstellen kann, jemanden mehr zu lieben als dieses grundfreundliche Wesen. Aber mit der Großen gehts mir genau so. Wenn sie Spaß mit mir macht und aus dem Kichern nicht mehr raus kommt, nur weil ich sie immer mal wieder unvermittelt anstarre (sie liebt das), quillt mein Herz über.

Und manchmal würde ich sie am liebsten in der Pfeife rauchen. Zum Beispiel, wenn sie im Schwimmbad eine halbe Stunde brüllt, weil sie unbedingt ein Eis will, das ich ihr aber nicht kaufen möchte. Weil sie bereits eins hatte oder was auch immer. Grundlos sage ich nicht nein. In diesen Momenten hab ich eindeutig das Baby lieber. Wenn aber die Kleine abends mal nicht in den Schlaf findet und ewig quengelt (selten aber kommt halt auch vor), find ich die Große besser. Ist aber normal, denke ich. Geht das anderen auch so? Dass man irgendwie doch ein Lieblingskind hat? So lange sie sich immer wieder abwechseln, wird das schon nicht so schlimm sein. Hoffe ich. Und ich glaube, dass das bei meiner Mutter heute noch so ist. Vielleicht rufe ich sie nachher mal an.

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