Drei Monate nach dem Umzug: Freunde-Weh statt Heimweh

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Letztes Wochenende hatten wir zum ersten Mal Freunde-Besuch aus München. Sogar gleich doppelt! Wir hatten eine herrliche Zeit zusammen, hier in der neuen Heimat. Doch am Montag schlug das große Vermissen auch doppelt fies zu.

Nachdem alte Freunde im neuen Zuhause waren, habe ich neuen Elan fürs Tapetenabziehen schöpfen können.

Paulines beste Freundin Pauline (genau – sehr praktisch, wenn man sie ruft), konnte zu ihrer eigentlichen Geburtstagsfeier nicht kommen, weil ein Haus besichtigt werden musste. Ein vielversprechendes Haus. Die Familie sucht ähnlich lang nach einer adäquaten Bleibe in München, wie wir das gemacht haben. Und auch sie kamen zum gleichen Ergebnis wie wir – und Tausende anderer Menschen, die gern in der bayerischen Hauptstadt leben würden: Das wird hier nix. Wohnungen mit mehr als zwei Zimmern sind einfach unbezahlbar. Von Häusern ganz zu schweigen. Dazu muss es auch noch erstmal ein Immobilienangebot GEBEN, das mehr als vier Zimmer zu bieten hat. Die sind nämlich verdammt selten. Und bezahlbar schon gar nicht. Bei Paulines (die andere) Eltern handelt es sich auch um doppelverdienende Akademiker. Und die haben sich nicht so brotlose Branchen ausgesucht wie ich. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir hatten natürlich vollstes Verständnis, dass der Kindergeburtstag nicht wahrgenommen werden kann, wenn das potenzielle Traumhaus 600km weit entfernt winkt. Also kamen sie jetzt mit Sack und Pack für das ganze Wochenende.

Viele Bambini und nur zwei kaputte Gläser

Es war eine rauschende Party. Anders kann ich das nicht beschreiben. Freitagabend waren wir beim Italiener. Quasi zur Begrüßung in Bad Saulgau. Vier Erwachsene, fünf Kinder und dazu Pasta und Pizza. Zwei umgeworfene Gläser, zwei Kleiderwechsel und neun volle Bäuche später habe ich darüber sinniert, wann genau ich eigentlich das letzte Mal essen war. Und ich weiß es nicht genau. Das muss irgendwann letztes Jahr in München gewesen sein. Mit meinen Mädels. Mir wurde an diesem Abend erst bewusst, wie schön sowas eigentlich ist. Essen gehen mit Freunden.

Das erste Mal Freunde im neuen Haus

Weils am nächsten Tag immer noch Kack-Wetter gab, sind wir direkt wieder in den Indoor-Spielplatz. Meine Pauline hatte eh noch ne Freikarte von ihrem Geburtstag über. Die Kinder gingen ab wie die Zäpfchen und als Sahnehaube obendrauf kam auch noch meine Nachbarin mit ihren Jungs. Also meine liebe Freundin aus München, mit der ich jahrelang Tür an Tür gewohnt habe. Mit den Jungs, die ich seit ihren Geburten kenne und die ich wirklich auch übel vermisse. Meine Girls auch. Aber an diesem Tag hatten wir uns wieder. Klar fehlen da noch wichtige Menschen. Aber für den Moment wars der Wahnsinn. Auch dann noch, als wir im Anschluss zur Baustelle gefahren sind, um unseren Freunden eine exklusive Room-Tour zu geben. Und entgegen unserer Befürchtungen fanden sie es nicht schrecklich und haben auch nicht gefragt, warum wir uns das angetan haben. Eigentlich logisch. Schließlich stecken sie in ähnlichen Lebensabschnitten mit ähnlich existenziellen Überlegungen. Am späten Nachmittag und Abend waren unsere Kids schon ganz schon drüber.

Aber wir haben am Sonntag trotzdem noch einen draufgelegt. Ravensburger Spieleland für Freunde-Familie und uns. Die Kinder: überglücklich. Die Erwachsenen: ach komm. Wir hatten auch a mords Gaudi.

Hangover ganz ohne Alkohol

Dafür kam dann gestern aber auch die große Leere. Ich fühle mich wie nach einem harten Partywochenende mit viel zu viel Alkohol und viel zu vielen Eindrücken. Alkohol hatte ich keinen. Aber unzählige Eindrücke. Und diesen gemeinen Hangover – den fühle ich trotzdem. Die Mädels auch. Die lassen jetzt wieder verlauten, dass sie zurück wollen nach München. Und ich kann sie gut verstehen. Aber ich tröste uns immer mit den gleichen Worten: „Dass wir München vermissen, ist ein gutes Zeichen. Das zeigt einfach, wieviel Glück wir dort hatten. Glück, so tollen Menschen begegnet zu sein. Menschen die zu Freunden geworden sind. Zu dieser ganz besonderen Art Freunde, die überall hinkommen, um einen zu sehen. Und mit denen man auch überall und noch ganz ganz oft, unvergesslich schöne Erlebnisse teilen kann. Danke, Freunde.

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