Der kleine Klotz

2 Minuten zum lesen

Ich bin die Größte, Schönste und Beste für meine Kinder. Das ist ganz toll aber auch sehr anstrengend. Denn die beiden Kletten-Kinder schnüren mir manchmal im wahrsten Sinne des Wortes die Luft ab.

Ich bin offensichtlich Vorbild. Hat sie ja schon Tausend mal gesehen. Meine kleine Puppenmama.

Ich blicke oft mal neidisch auf andere Eltern. Diejenigen, die in Konzerte gehen, einen Paar-Abend im Monat haben, Essen gehen, ins Kino oder einfach jeden Sonntag allein spazieren, während die Oma aufs Enkelkind aufpasst. Haben wir nicht. Also Omas gibt es schon. Doch die wohnen beide Hunderte Kilometer weit weg. Trotzdem würden die sich überreden lassen, mal ein Wochenende vorbei zu schauen, um die Kinder zu sitten. Natürlich könnten wir auch einen Babysitter anheuern. Könnten wir? Leider nein. Denn meine Kinder rasten völlig aus, sobald die Mama nicht mehr in der Nähe ist.

Die Kleine klettet so sehr, dass sie permanent Körperkontakt braucht. Am Tag und in der Nacht. Ich kann mich keinen Meter frei bewegen. Pauline war schon immer sehr auf mich fixiert aber ich konnte sie bisher absetzen und es hat ihr gereicht, wenn ich mit mir in einem Raum war. Das ist jetzt nicht mehr nah genug. Sobald ich sie kurz absetzen will, rollen kartoffeldicke Tränen und die Ärmchen werden mir entgegen gestreckt. Ehrlich, das hält man nicht aus. So viel Verzweiflung in so einem kleinen Menschlein. Sie wohnt in der Trage und hängt die ganze Nacht an meiner Brust. Was ist da los? Woher diese extreme Verlustangst?

Bisher dachten wir, dass unsere Kleine mutiger ist als Johanna. Meine Erstgeborene war auch sehr Mama-Kind. Ist sie heute noch. Aber wenn sie zum Papa soll, geht die Welt halt nicht unter. Von ihm hat sie sich schon immer früher oder später trösten lassen. Pauline ist dagegen wirklich UNtröstlich. Der Papa hat keine Chance. Sie geht niemals freiwillig zu ihm und wenn ich sie ihm in den Arm drücke, geht das Geschrei erst richtig los! Sie wird blau. Wir haben es getestet. Ich war zum Beispiel mal eine halbe Stunde zum Einkaufen. Ich bin gefahren wie der Teufel, hab das Nötigste in den Wagen geworfen und bin nach Hause geeilt. Was war? Sie hat die komplette halbe Stunde gebrüllt und war völlig aufgelöst, als ich sie entgegen nahm. Aber es war dann halt auch sofort wieder gut. Zwei Monate später hatte ich Probetraining in einem Fitnessstudio. Abends, um 18 Uhr. In zwei Monaten ändern sich viele Dinge. Vor allem in dem Alter. Deshalb haben wir einen neuen Versuch gestartet. Der ging gründlich daneben. Mein armes Baby hat über eine Stunde gebrüllt und ist vor Erschöpfung eingeschlafen. Sie war völlig verschwitzt, die Haare klebten in ihrem Gesicht und sie schluchzte noch Stunden später im Schlaf! Unser Fazit: Geht nicht. Machen wir nicht mehr.

Wir werden meiner Kleinen so lange so viel Mama geben, wie sie es eben braucht. Ich glaube nicht daran, dass man die Kleine jetzt an meine Abwesenheit GEWÖHNEN kann. Und wenn doch, dann nur mit der Brechstange. Was sie lernen würde, wäre dass die Mama sie nicht erhört. Auch dann nicht, wenn sie sie verzweifelt ruft. Also beiße ich die Zähne zusammen und halte durch. Irgendwann wird sie los lassen. Und dann werde ich sie schrecklich vermissen. Habe ich ja schon bei der Großen gemerkt. Und dass sie jetzt manchmal explizit nach ihrem Papi verlangt, verursacht mir auch schon wieder einen kleinen Stich im Herzen. Die armen Kinder. Mir kann man es aber auch nicht recht machen!

Hinterlassen Sie einen Kommentar