Babys 31. Woche: Der Fremde an unserem Tisch

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Bisher hab ich vom Fremdeln immer nur gehört oder gelesen. Doch ganz plötzlich tut es meine Tochter auch. Unter anderem mit ihrem Vater. Keine schöne Situation…

Um mehr Papa-Liebe herzustellen, trägt er die Maus, wann immer mein Liebster kann. Und offensichtlich fühlt sie sich auch sehr wohl bei ihm...

Johanna kann die komplette Tram unterhalten. Oder den Bus oder eben die Patienten in einem Wartezimmer. Ich nehme sie zu jedem Termin mit. Einfach, weil es so gut funktioniert. Sie strahlt alle an, erkundet neue Umgebungen und freut sich über jeden, der sie anquatscht. Jedenfalls war das bis vor wenigen Tagen so…

Letzte Woche hatte ich einen Zahnarzttermin. Natürlich hab ich den auch wieder mit Baby angetreten. Ich liege dann auf dem Stuhl und halte meine Tochter auf dem Bauch. Sie findet die ganzen Instrumente so spannend, dass sie es fast eine komplette Stunde schafft, still zu halten. Sonst undenkbar bei meinem Aktiv-Kind! Die Nummer beim Zahnarzt haben wir schon öfter gemacht (ja, ich bin definitiv zu oft beim Zahnarzt!) und Johanna war immer gut drauf aber beim letzten Mal nicht. Jedes Mal, wenn die Zahnarzthelferin mich angefasst hat, hat Johanna sie empört angeschrien und ihre Hand von meinem Gesicht weggeschoben. Das fand ich merkwürdig aber irgendwie auch süß. „Guck mal, sie beschützt die Mama“, hab ich gedacht. Aber dann ging es in dem Stil weiter.

Johanna war schon immer sehr auf mich bezogen und das ist verdammt nochmal auch richtig so. Schließlich bin ich ihr 24-Stunden-Rund-Um-Die-Uhr-Sklave. Ich wickle, tröste, stille, füttere, spiele, wiege in den Schlaf und wiederhole dieses Spiel unverdrossen wieder und wieder und wieder. Also so weit, so gut. Dass sie mir hinterher gekrabbelt oder gekrochen kommt, wenn ich aus dem Raum gehe, ist auch irgendwie süß. Vor allem wenn sie dabei etwas ruft, dass verdammt nach MAMA klingt! Blöd ist allerdings dass ihr Papa jetzt irgendwie nix mehr zu melden hat bei ihr. Dabei bin ich durchaus erleichtert, wenn mir mein Liebster das Kind mal für ein paar Minuten abnimmt, wenn er von der Arbeit kommt. Doch kaum auf dem väterlichen Arm geht das Gebrüll los. Sie streckt die Ärmchen in meine Richtung und heult und jammert ein herzzerreißendes „Mamama“. Herrgott! Wie soll ich damit umgehen? Einerseits ist das schmeichelhaft, dass meine Kleine ihre Mama so lieb hat aber andererseits schränkt mich das auch total ein. Ganz abgesehen vom armen Papa. Der liebt seine Tochter und es bricht ihm das Herz, wenn sie nicht bei ihm sein mag. Verständlich.

Wenn ich nicht da bin, geht es gut. Sobald ich mich in der Wohnung befinde, muss mein Freund um Aufmerksamkeit und Liebe der Kleinen kämpfen. Mal gucken, wie lange das noch anhält. Dass sie Freunde auf einmal boykottiert finde ich nicht soooo wahnsinnig schlimm. Vor allem, weil sich ihre Abneigung ausschließlich auf Männer zu beschränken scheint. Dann muss ich mir keine Sorgen machen, dass sie mal mit den Kindergärtnerinnen nicht klar kommt. Denn DAS wäre auch ein Problem. Puh, so viele Sorgen zum Thema Fremdeln. Aber so ist halt grad der Stand der Dinge und das beschäftigt uns. So schlecht ist das für mich gar nicht. Denn während der Papa sich hier gerade einen Wolf abkaspert damit das Baby ihn lieber hat, habe ich Zeit zum Schreiben.

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