​Babys 18. Woche: Mutterliebe macht blöd

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19 Wochen ist meine Kleine schon alt. Das erste Drittel ihres Lebensjahres ist schon rum und wenn ich diesen Blog nicht schreiben würde, hätte ich längst den Überblick über das genaue Alter meines Babys in Wochen verloren. Wenn mich einer fragt, sage ich einfach knapp viereinhalb Monate ist Johanna auf der Welt. Unfassbar, wie schnell das geht! Als Johanna geboren wurde, war es so heiß, dass ich mir nicht vorstellen konnte, jemals wieder zu frieren. Doch in unserer Dachgeschosswohnung mache ich genau das seit Wochen: frieren!

Babys Spielwiese mit besagter Stehlampe rechts...

Johanna packe ich extra warm ein. Leider bringt es nichts, die Heizung hochzudrehen. Dabei würde ich sie viel lieber nackig krabbeln lassen. Es heißt ja immer, dass Babys sich dann lieber bewegen würden und mehr Sachen ausprobieren. Eine Zeit lang hatte ich deshalb Angst, dass es bei uns ewig dauern würde, mit dem Umdrehen. Doch vorgestern, ich saß am Tisch vor der Krabbeldecke, nahm meine Kleine plötzlich Schwung und Schwupp – hatte sie sich selbst vom Rücken auf den Bauch gedreht. Sie war auch gar nicht erschrocken über ihre Aktion. Im Gegenteil. Sie hat gelacht und glücklich vor sich hin gebrabbelt. Als hätte sie sich vorher genau überlegt, was sie da macht. Ich stand kurz vorm Heulen. Mein kleines Baby! Und seit sie sich zum ersten Mal gedreht hat, macht sie es immer wieder. Sobald ich sie ablege – schwupp – liegt sie schon wieder auf dem Bauch. Ich werte das als Startschuss dafür, dass sie langsam mobil wird. Denn jetzt ist Schluss mit dem „mal kurz allein lassen während ich im Schlafzimmer Staub sauge“. Das habe ich vorhin gewohnheitsmäßig gemacht und als ich ins Wohnzimmer zurück kam, hab ich einen Riesen Schrecken bekommen. Da lag Johannas Köpfchen nämlich zwischen Krabbeldecke und Standfuß der Stehlampe. Das heißt, sie rollert einfach von der Decke. Soviel zu meinen Bedenken, dass Johanna hinter anderen Babys zurück bleiben könnte…

Tatsächlich finde ich 18 Wochen ganz schön früh für so viel Fitness. In der Babymassage habe ich nur ein in etwa gleichaltriges Baby entdeckt, dass das auch kann. Oder bilde ich mir das ein? Der Babymassagekurs ist ein guter Gradmesser für Babys Fähigkeiten. Da kommen nämlich jede Woche andere Muttis (der Kurs ist ohne Anmeldung – entweder man kommt oder eben nicht, sehr praktisch). Und die stellen sich kurz mit Namen vor und müssen dann sagen, was ihr Baby diese Woche Tolles, Neues kann. Dabei spitze ich immer die Ohren. Welche Woche, welche Fähigkeit? Wann konnte Johanna das? Und alle anderen Mütter machen genau das Gleiche. Einer befreundeten Mama fiel es gestern extrem schwer, sich mit mir über Johannas Fortschritt zu freuen. Ihr Sohn ist drei Wochen älter und macht keinerlei Anstalten, es Johanna gleichzutun.

Ich kann sie verstehen. Der kleine Überflieger von einer anderen Mutter aus dem Kurs ist mir auch suspekt. Der ist genau so alt wie meine Maus und macht schon die ersten Krabbelversuche. Außerdem hat er schon zwei (!) Zähne. Dabei möchte man als Mutter doch glauben, dass das eigene Kind das schönste, schlaueste, beste ist. Ganz ehrlich. Das hätte ich auch nicht von mir gedacht aber ich ertappe mich regelmäßig beim Vergleich. Und dann suche ich mir vorzugshalber Sachen aus, die Johanna schon kann, das Vergleichsbaby aber nicht. Dass eben jenes Vergleichsbaby zum Beispiel zielgerichteter greift oder aufmerksamer beobachtet, lässt mein verklärtes Mutter-Hirn dabei unter den Tisch fallen. Sind ja auch keine wichtigen Fähigkeiten. Was das eigene Kind kann, ist aber schon wichtig… Ist das doof? Ich finde ja. Aber ich komme nicht dagegen an. Macht aber nichts. Weil alle anderen Mütter das auch machen. Genau wie wir alle sofort Sorgenfalten bekommen, wenn ein gleichaltriges Kind etwas kann, dass das eigene nicht schafft. Oh Gott. Entwickelt es sich auch gut? Müsste er / sie /es nicht längst…? Die Antwort ist NEIN. Denn jedes Baby ist ein eigenständiger Mensch mit besonderen Talenten und Vorlieben. Und genau wie wir Erwachsenen sucht es sich halt das aus, was es am meisten interessiert. Und irgendwann können sie eh alle laufen, essen, sprechen und schlafen.

Heute ist übrigens wieder Kurs. Und ich bin mega gespannt was das kleine Überflieger-Streber-Baby diese Woche angeblich Großartiges geleistet hat…

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