Babys zehnte Woche: Mamas kleine Horrorshow

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Seit ich Mama bin, leide ich unter schlimmen Kopfkino-Attacken. Vor meinem inneren Auge laufen ständig fiese Filme ab, die alle einen Inhalt haben: Meiner Tochter passiert etwas Schlimmes. Ist das normal? Haben das alle Mütter oder hab ich einfach ne Macke?

Ich gehöre eigentlich zu den eher lässigen Menschen. So wurde ich zum Beispiel schon zwei Mal (!) in meinem Leben von einem Auto überfahren und gehe trotzdem hin und wieder über eine rote Ampel. Wenn keine Kinder zugucken. Und ich mich hundert mal in alle Richtungen versichert habe, dass wirklich nichts kommt. Die Skipiste ist total vereist und ein Schneesturm zieht auf? Super! Sind weniger Leute im Weg. Von einem 17 Meter hohen Felsen in ein kleines Wasserloch springen? Da bin ich doch dabei! Aber seit der Geburt dieses zauberhaften kleinen Wesens, bekommt meine Sorglosigkeit langsam Risse…

Keine Ahnung woher das plötzlich kommt. Auf der anderen Straßenseite lief heute ein Schäferhund. Hunde mag ich gern. Egal welche Größe oder Rasse. Deshalb kann ich auch nicht nachvollziehen, woher plötzlich der Gedanke kam, dass sich der Hund auf mein Baby stürzen könnte. Ich war wie paralysiert bei der Vorstellung, wie sich die Zähne des Tieres tief in den kleinen Körper bohren könnten. Schnellen Schrittes eilte ich die letzten Meter zu unserer Wohnung, den rettenden Hafen. Oder der Typ in der U-Bahn, der neulich finster zu uns rüber starrte. Ich war heilfroh als wir an unserer Station ankamen und der Mann weiter fuhr. Und als ich bei meiner Frauenärztin zur Nachuntersuchung war, musste ich mein Baby in der Obhut der Sprechstundenhilfe lassen. Eine Neue, die ich noch nicht kannte. Während der Untersuchung fantasierte ich mir den genauen Gesichtsausdruck der Sprechstundenhilfe zusammen, wenn sie mein Baby packt und mit ihm die Praxis verlässt um es zu entführen. Das sind nur einige Beispiele meiner ausufernden Gedanken.

Mir ist völlig klar, dass das nicht rational ist. Und natürlich haben Eltern Angst um ihre Kinder aber gleich so extrem? Ich erkenne mich selbst nicht wieder. Als ich mir neulich vorgestellt habe, dass meine Kleine auch mal einen Autounfall haben KÖNNTE, habe ich Rotz und Wasser geheult. Aber ich werde meine Tochter nicht ihr Leben lang vor allen Gefahren schützen können. Weil das so ist und weil ich mir selbst beweisen möchte, dass ich auch loslassen kann, habe ich einen Friseurtermin ausgemacht. Der Besuch ist dringend nötig denn meine Haare sehen aus wie Kraut und Rüben weil ich in der Schwangerschaft nicht nachgefärbt habe aus Rücksicht auf das Baby. Diese Prozedur dauert mit Hin- und Rückfahrt ganze drei Stunden. Ich war noch nie von meinem Kind getrennt. Erst recht nicht so lange! Doch obwohl es bei seinem Papa in guten Händen ist, hab ich Zweifel.

Den Termin habe ich drei Mal abgesagt und zu neuen Uhrzeiten angesetzt. Doch 12 Uhr ist perfekt für unseren derzeitigen Rhythmus. Da lege ich meine Kleine normalerweise schon schlafen und dann pennt sie vier Stunden am Stück. Mit dieser Schlafgewohnheit (wenn man von zwei Wochen schon von einer Gewohnheit sprechen kann) haben wir ziemliches Glück. Mein Freund ist schon völlig genervt, weil ich ihm zum hundertsten Mal sage, was er in welchem Fall zu tun hat aber die Zeit läuft. Also düse ich ab zum Friseur! Die Mitarbeiter tun mir leid. Ich bin ungenießbar, treibe zur Eile an und gucke alle fünf Minuten aufs Handy. Mein Freund könnte schließlich versucht haben, mich zu erreichen weil er völlig verzweifelt ist und nicht weiß, warum die Kleine weint. In einem Affenzahn wird mein kilometerbreiter Ansatz nachgefärbt. Als die Friseurin mit dem Föhn loslegen will, stoppe ich sie. Das passt schon! Ich knalle das Geld auf den Tresen und eile mit nassen Haaren heim. Verwundert will mein Freund wissen, warum ich so schnell wieder da bin. Ich will wissen, mit welchen Widrigkeiten er zu kämpfen hatte. Schließlich war ich drei ganze Stunden weg. Die Antwort: Mit keinen. Die Kleine hat die ganze Zeit geschlafen und tut es noch. Okay… Jetzt komme ich mir blöd vor. Soviel Hektik für nix. Ich muss dringend wieder entspannter werden. Aber heute wird das eh nix mehr. Da kann ich auch noch mal schnell zu meiner Süßen ins Bettchen hüpfen. Mama braucht Trost nach der ganzen Aufregung.

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