Abenteuer Altbausanierung: Die Frau auf dem Bau

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Unsere Aufgabenverteilung geht mir auf den Sack. Ich arbeite und hüte die Kinder. Simon arbeitet und schafft auf der Baustelle. Ich will aber auch hämmern, sägen, bohren! Also habe ich mir jetzt die Hilti geschnappt und die erste Wand eingerissen. Ob das gut ging?

Die Hilti ist schwer. Aber eben WEIL sie so schwer ist, kann man prima damit Sachen zertrümmern. Die rutscht nämlich nicht so leicht weg. Ohne Scheiß, das macht wirklich Spaß!

Klar ging das gut! Was glaubt ihr denn? Schutzbrille auf, Gehörschutz an und rattatattatatatatta – druff auf die Scheiß-Wand. Ich trage derzeit ein gewisses Aggressionspotenzial in mir und wenn man sich eh die ganze Zeit fühlt, als würde man demnächst explodieren, ist harte, körperliche Arbeit eine echte Wohltat. Wir hatten ein hässliches, altes Bad im Stall-Teil unseres Bauernhauses. Das musste jetzt weichen. Eine doppelt gemauerte Zwischenwand habe ich mit dem Vorschlaghammer abgerissen. Das klingt irgendwie so nett. Eine Wand einreißen. Ich habe mir das ähnlich vorgestellt wie Dosenwerfen. So wars aber nicht. Nach den ersten Hammerschlägen, dachte ich mir, dass ich die niemals klein kriege. Fliesen auf beiden Seiten, zwei Schichten Ziegel. Jeder Hammerschlag ließ meine Knochen nach vibrieren. Also noch mehr Kraft aufbringen! Und wenn man den Dreh mal raus und die Sollbruchstellen gefunden hat, geht es ganz gut vorwärts.

Mit Vorschlaghammer und Bohrhammer gegen Frust

Ich habe geschwitzt, geflucht und weiter draufgehauen. Dabei habe ich all die Sachen visualisiert, die ich gerade Scheiße finde. Menschen, die mich im Stich gelassen haben. Sachen, die in letzter Zeit schief gegangen sind. Situationen, die wir die ganze Zeit aushalten und die Ruhe bewahren müssen. Zack – waren vier Stunden rum. Die Wand in Schutt und Asche gelegt und Dusch- und Badewanne befreit. Die haben wir dann in die Garage geschleppt und jetzt stehen da nur noch ein paar Fliesen aus den Wänden. Die hätte ich auch gern noch gemacht aber meine Schwiegermutter hat mich telefonisch zu den Kindern zurückbeordert.

Nur die Mama!

Die hatten Sehnsucht. Länger als fünf Stunden waren sie seit Monaten nicht ohne mich. Sie klammern alle drei zurzeit. Nur die Mama! Anziehen, Essen klein schneiden, Wickeln, Einschlafkuscheln… - NUR die Mama! Ich gebe ihnen, was sie wollen. Schließlich haben sich auch ihre Leben über Nacht grundlegend geändert. Da möchte ich ihnen die Sicherheit geben, die sie offensichtlich eben gerade brauchen. Aber eine Sache gibt’s jetzt nicht mehr: Milch!

Die Bar ist geschlossen – So habe ich abgestillt

Ich habe abgestillt. Ganz anders als geplant aber es hat einfach gut gepasst. Eigentlich wollte ich Alexander die Tage sagen: „So, mein Schatz. Heute Abend bekommst du das letzte Mal „Milch. Bett.“ Ganz bewusst. Auch für mich, ein letztes Mal unsere über zweijährige Stillbeziehung zelebrieren. Aber so lief es nicht. Einen Abend schlief er im Auto ein und hat sich danach schlafend umziehen und umbetten lassen. Natürlich habe ich ihn da nicht geweckt. Am nächsten Abend ist er schon beim Einschlafen auf meinem Schoß weg geknackt und damit war es dann für mich auch erledigt. Für Alex nicht. Am dritten Abend hat er nachgefragt. Als ich erklärte, dass die Milch jetzt leer ist, hat er kurz gemotzt – aber wirklich keine zehn Sekunden lang – und dann seinen Tee verlangt. Den bekommt er seit Weihnachten für die Nacht. Und das wars. Ein klitzekleines bisschen traurig bin ich schon. Jetzt ist er einfach definitiv kein Baby mehr. Ein großer Junge. Darauf besteht er übrigens auch. Und im Großen und Ganzen, habe ich mir nichts vorzuwerfen. Ich habe drei Kinder nahezu nahtlos fünf Jahre lang gestillt. Das ist länger, als ich mir je vorstellen konnte. Also hab ich das gefeiert und mir Oberteile bestellt, die NICHT stillfreundlich sind. Ich hab so die Schnauze voll von tiefen Ausschnitten und Klick-Verschlüssen an BH und Top.

Nie wieder Alkohol

Eigentlich könnte ich jetzt auch wieder Alkohol trinken. Eigentlich. Wenn meine tollen neuen Zähne da mitmachen würden. Tun sie aber nicht. Alkohol bereitet mir unglaubliche Schmerzen. Warum, kann sich meine Zahnärztin nicht erklären. Könnte die Kombination aus Zucker und Alkohol sein, die unter die Keramik zieht und solche Schmerzen verursacht. Genau wisse man das aber nicht. Ja, toll. Danke auch. Dann eben nicht. Jetzt habe ich über sieben Jahre nix mehr getrunken. Und fange halt auch nicht mehr damit an.

Ist vielleicht auch besser so. Kann ich mit Energie wieder auf die Baustelle. Denn obwohl ich am nächsten Tag weder meine Finger beugen, noch die Arme heben konnte (weil Muskelkater des Todes) will ich unbedingt weiter machen. Weil man da zumindest sieht, was man geschafft hat.

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